Müll vermiest den Totobad-Besuch

Saarbrücken. Die Schwimmbad-Wiese vermüllt, die Toiletten und Umkleiden verdreckt, die Bademeister nicht dort, wo sie sein sollten. Das Urteil der SZ-Leserin übers Totobad ist vernichtend. Pappkartons, Plastikflaschen, Kippen: Die Liegewiese sei Abend für Abend übersät mit Abfällen

Saarbrücken. Die Schwimmbad-Wiese vermüllt, die Toiletten und Umkleiden verdreckt, die Bademeister nicht dort, wo sie sein sollten. Das Urteil der SZ-Leserin übers Totobad ist vernichtend. Pappkartons, Plastikflaschen, Kippen: Die Liegewiese sei Abend für Abend übersät mit Abfällen.

Statt die Besucher auch auf korrekten Umgang mit ihren Hinterlassenschaften hinzuweisen, beschränke sich der vom Bad angeheuerte Sicherheitsdienst, am Eingang stehend die Spinde zu überwachen, so die Leserin. Geschockt habe sie die Erzählung ihrer Tochter. Eine Freundin des jungen Mädchens sei von ihr unbekannten Jungen mehrfach länger unter Wasser gedrückt worden. Weit und breit sei kein Bademeister in Sicht gewesen, der hätte helfen können, habe das verängstigte Mädchen später berichtet.

Von einem "sehr bedauerlichen Vorfall" spricht der Prokurist der Bäderbetriebsgesellschaft Saarbrücken (BBS), Rainer Hück, auf SZ-Nachfrage. Man gehe jedoch davon aus, dass es sich um einen Einzelfall gehandelt habe, da bislang keinerlei Beschwerden über mangelnde Aufsicht eingegangen seien. "Wir nehmen diese Beschwerde natürlich sehr ernst, müssen aber auch darauf hinweisen, dass es bei 4000 bis 5000 Besuchern pro Tag unmöglich ist, permanent jede Ecke des Bades zu überwachen", sagt Hück. Mindestens vier Bademeister plus ein Techniker seien pro Tag im Einsatz, in der Hochsaison teilweise sogar bis zu 14 Bademeister, verteilt auf zwei Schichten.

Es gebe eine Regelung, wonach an den als "besonders gefährlich" eingestuften Bereichen wie der Rutsche immer eine Aufsicht zu stehen habe. So könne es allerdings passieren, dass sich zeitweise an anderer Stelle weniger Personal als notwendig befinde. Auch für die Müll-Beschwerde zeigte Hück Verständnis, betonte aber, es sei bei den vielen Besuchern kaum möglich, Müll ganz zu verhindern. Er spreche auf alle Fälle mit dem Betriebsleiter. "Sollte sich das Problem verstärken, kann das Sicherheitspersonal auch mal Kontrollgänge durchführen. Auch entsprechende Durchsagen könnten wir veranlassen." Hück sagte außerdem, dass eine Fremdfirma jeden Abend nach Schließung das gesamte Bad ausgiebig.

Meinung

Wegsehen stärkt Müll-Macher

Von SZ-Redakteurin

Susanne Brenner

Leere Kartons und Becher auf der Badwiese, Kippen und Eispapier überall. Das Totobad sieht an einem ganz normalen Abend aus wie eine Müllkippe. Die Respektlosigkeit gegenüber der eigenen Umgebung wird von Jahr zu Jahr größer. Wie lange wollen wir zusehen, wie nicht nur junge Leute jede Spur von sogenannter guter Erziehung verlieren? Wenn uns Werte wichtig sind, müssen wir sie auch verteidigen. Wer nur nach Eltern und Lehrern schreit, macht es sich zu leicht. Alle sind in der Pflicht. Wenn immer mehr Leute wegschauen, wenn andere sich daneben benehmen, werden die es auch nicht lernen. Man hat das Gefühl, die ganze Gesellschaft reagiert mittlerweile wie eine Mitarbeiterin im Totobad: "Ei, was wolle Se dann do mache?", antwortete die, aufs Müllproblem angesprochen. So wird sich nichts ändern. Junge Menschen sind ja nicht von Natur aus böse. Sie erfahren nur keine Grenzen mehr. Nicht im Elternhaus. Nicht im Schwimmbad. Dabei wäre es so einfach. Alle halbe Stunde eine Durchsage: "Bitte entsorgen Sie Ihren Müll. Bei Zuwiderhandlung droht Hausverbot." Und dann handeln, Sicherheitsleute vorbeischicken, Hausverbote einhalten. Die Bädergesellschaft will genau das jetzt tun, sagt sie. Mal sehen, ob sie wirklich dauerhaft durchgreift.

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