„Mondprojekte“ für Saarbrücken?

Saarbrücken · Zwei Autobahnverbindungsstücke für jeweils gut 60 Millionen Euro sieht der am Mittwoch vorgestellte Bundesverkehrswegeplan für Saarbrücken vor. Da hätte es bessere Verkehrsprojekte in der Landeshauptstadt gegeben, findet die SPD-Stadtratsfraktion. Es gebe auch noch andere Projekte zur Verbesserung des Verkehrs, versichern Stadt und Land – auch wenn sie nicht in diesem Plan des Bundes stehen.

Peter Bauer ist enttäuscht. Da gebe es so viele sinnvolle Dinge, sagt der Vorsitzende der Saarbrücker SPD-Stadtratsfraktion, die man in Saarbrücken tun könne, um die Verkehrssituation zu verbessern - und was tue die Bundesregierung? Sie stelle für Saarbrücken "zwei Mondprojekte" in Aussicht. Nämlich die vierspurige Verbindung zweier Autobahnen, der A 1 und der A 623, sowie eine vierspurige Brücke vom Ludwigspark über die Eisenbahn zur Westspange. Kosten: knapp 130 Millionen Euro .

Dass das im am Mittwoch präsentierten Bundesverkehrswegeplan (die SZ berichtete) "die einzigen Aussagen für den Ballungsraum Saarbrücken " sind, sei "ausgesprochen enttäuschend". Und es mache auch "überhaupt keinen Sinn, hier Planungskapazitäten und finanzielle Ressourcen zu vergeuden", findet Bauer, denn "die Projekte werden in den nächsten 20 Jahren ohnehin nicht kommen". "Viel sinnvoller" ist es aus Sicht der SPD , "die kleineren und viel effektvolleren Projekte aus dem Entwurf für den neuen Verkehrsentwicklungsplan der Landeshauptstadt anzugehen". Die seien bereits geplant und könnten zügig umgesetzt werden. Der Autobahnanschluss am Messegelände auch in Fahrtrichtung Völklingen und eine "Ertüchtigung des Deutschmühlentals" würden eine direkte Anbindung der Gewerbegebiete Saarterrassen und Wiesenstraße an die Autobahn ermöglichen, sagt Günther Karcher, der verkehrspolitische Sprecher der Stadtrats-SPD.

Das würde auch "zu einer ganz erheblichen Verkehrsentlastung für die großen Stadtteile Alt-Saarbrücken, Malstatt und Burbach führen" - ähnlich wie der Bau der Ostspange vor etlichen Jahren für die Innenstadt. Auch eine Anschlussstelle "Dicke Buche", die eine direkte Verbindung von Camphauser Straße und Dudweiler Landstraße ermöglicht, "würde mit vergleichsweise geringem Kostenaufwand zu einer erheblichen Entlastung der Innenstadt führen", sagt Karcher. "Überhaupt nicht verständlich" sei, "dass die bereits jetzt schon überlastete Stadtautobahn im Verkehrswegeplan nicht einmal erwähnt wird". Keine Straße im Saarland sei mehr befahren - und das "vollkommen ohne Lärmschutz mitten durch die Innenstadt".

Die "Dicke Buche" sei ein Teilprojekt der Anbindung der A 623 an die A 620, teilte Stadtsprecher Robert Mertes dazu auf SZ-Anfrage mit. Der Vollanschluss der Messe sei dagegen "ein Projekt, das nicht unter den Bundesverkehrswegeplan gefasst werden kann". An diesem Projekt arbeite die Stadt zusammen mit dem saarländischen Wirtschafts- und Verkehrsministerium.

Dessen Sprecher Wolfgang Kerkhoff versichert, dass der Vollanschluss Messe "ganz unabhängig vom Verkehrswegeplan" realisiert werden kann. Es zeige sich, "dass man bei Infrastrukturprojekten am schnellsten vorankommt, wenn viele an einem Strang ziehen". Die Projekte des Bundes seien keine "Mondprojekte", sondern "verkehrspolitisch sinnvoll". Über Details müsse man reden.

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