Mit viel Gefühl für die Jugend

Saarbrücken · Im neuen Stück der privaten Schauspielschule acting and arts dreht sich alles um junge Leute von heute. Die Botschaft: Hinter oberflächlichen Masken steckt vor allem Unsicherheit, die einsam macht.

 Die Lieblingsmenschen (v. li.): Benedikt Sommer, Laura Trapp, Silvie Bonertz, Magali Vogel, Alexander Kallenbach. Foto: Lena Senders

Die Lieblingsmenschen (v. li.): Benedikt Sommer, Laura Trapp, Silvie Bonertz, Magali Vogel, Alexander Kallenbach. Foto: Lena Senders

Foto: Lena Senders

Anna, genervt in ihr Handy: "Oh, geh ran, Mann!" So beginnt das Stück "Lieblingsmenschen" von Laura de Weck über fünf junge Studentinnen und Studenten, das die Saarbrücker Schauspielschule acting and arts am Freitag als Premiere zeigte. Diese Jugendlichen von heute! Ständig hängen sie an der "Strippe", halten auf Partys Small Talk in SMS-Kurzformeln und gehen wahllos miteinander ins Bett. So könnte man hier erst mal meinen. Und wäre doch zu vorschnell fertig mit dem Stück, das die Schweizer Schauspielerin und Autorin, damals selbst noch 25 und Studentin, schrieb.

Doch weder ihr noch Regisseur Ingo Fromm geht es darum, sie in die Pfanne zu hauen, die fünf Protagonisten, die man hier in einem unprätentiösen, gelungenen Bühnenbild aus Europaletten abwechselnd im Raucherhof von Discos, in der Uni-Bibliothek oder im Bett erlebt. Sven etwa, der sich so Mühe gibt, mit altmodischem Gentleman-Gehabe bei den Frauen zu landen. Alexander Kallenbach als herrlich tollpatschiger Naivling, er rührt einen. Warum fliegen die Mädchen dagegen nur alle auf den frustiert-lethargischen Darius, der der Welt die Schuld für seine verpatzte Prüfung gibt? Ein großes Rätsel, denn Benedikt mimt den Bad Boy eine Spur zu schluffig. Jule, die so selbstsicher wirkende angehende Schauspielerin (herausragend: Laura Trapp), hängt doch mehr an ihrem Ex, als sie dachte. Sie merkt es erst, nachdem ihre Freundin Lili, Magali Vogel als unsicher grüblerische Philosophie-Studentin, ihn mit ihrer Erlaubnis auch mal ausprobiert. Nicht ganz klar wird aber, warum sie nun panisch flieht. Gemeinsam ist diesen jungen Leuten hinter all ihren Masken, eine große Verunsicherung. Sie macht sie auch blind für das, was in den anderen vorgeht. Das muss vor allem Anna erkennen, die Silvie Bonnertz als vermeintlich Bravste und Strebsamste der Truppe gibt.

Was die fünf nach drei Jahren Schauspieltraining hier vorlegen, ist sehr beeindruckend. Dass sie im gleichen Alter sind, wie die Figuren, mag dazu beitragen, dass die Inszenierung mehr als man erwartet, auf Empathie für sie setzt. Dafür erhielten sie viel Applaus vor vollem Haus.

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Auf einen Blick"Lieblingsmenschen" ist bereits die dritte Inszenierung der privaten Schauspielschule acting and arts. Die Leiterin Petra Lamy plant ab Herbst auch Auftritte außerhalb der Schule. Zusatztermin "Lieblingsmenschen": Mittwoch, 7. Mai, 19.30 Uhr, bei acting and arts, Dudweiler Landstr. 7. sbuacting-and-arts.com

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