Mit Pinsel und Farbe fängt sie Details ein

Saarbrücken · Die drei Künstler-Förderstipendien der Landeshauptstadt sind vergeben. Die bildenden Künstlerinnen Caroline Streck und Katrin Thomas sowie die Musikerin und Komponistin Kathrin Denner erhalten Förderstipendien in Höhe von jeweils 4000 Euro. Heute stellen wir Caroline Streck vor.

Saarbrücken. Einem größeren Publikum bekannt geworden ist sie mit ihrer Musik: Es kennt Caroline Streck als Singer-/Songwriterin, die allein zur Gitarre auftritt oder im Trio Queen Size Players mit Felix Hubert (Kontrabass) und Jan Scholz (Schlagzeug).Dabei ist Caroline Streck hauptberuflich Bildende Künstlerin und als solche jetzt sogar frischgebackene Förderstipendiatin der Landeshauptstadt Saarbrücken.

Geboren wurde Streck 1986 im nordrheinwestfälischen Kempen; zum Studium zog es sie "weit weg von zuhause" an die Hochschule der Bildenden Künste (HBK) Saar, wo sie bei Gabriele Langendorf Freie Kunst studierte. Ihr Diplom legte sie 2011 ab und ist zurzeit Meisterschülerin Langendorfs. Sie schätze ihre Professorin sehr: Zum einen, weil sie sich intensiv für ihre Studenten einsetze. Zum anderen, weil sie einem beibringe, sich selbst zu vermarkten.

Das ist auch der Grund, warum Streck keinen Raum an der HBK mehr belegte, sondern vor drei Monaten ins großzügige Atelier von Kollegin Katrin Thomas einzog: Um sich zu behaupten, auf eigenen Füßen zu stehen. Der Zufall will es, dass Katrin Thomas nun ebenfalls mit dem städtischen Förderstipendium ausgezeichnet wird. Dritte im Gemeinschaftsatelier in der Arndtstraße ist die Künstlerin Heike Wildfang.

Als Malerin reizt es Caroline Streck, zu erforschen, was mit dieser Kunstform, die manchem als veraltet gilt, heutzutage noch möglich ist. Dabei interessiert sie sich vor allem für Räume als unmittelbare Umgebung des Menschen; für Flächen, Farben, Anordnung und Struktur. Ihr Blick wanderte von Architekturansichten ins Detail. 2010 fing die Malerin mit ihren "Fensterbildern" an, die einzelne Fenster von außen zeigen: großformatige Leinwand-Malerei, die auf der Schwelle einer möglichen Kommunikation verharrt. Denn stets ist die Sicht ins Innere verwehrt, durch Gardinen oder Fensterläden; manchmal lädt ein nackter oder bepflanzter Blumenkasten dazu ein, Mutmaßungen über die Menschen hinter den Scheiben anzustellen. Auch einzelne Balkons isoliert Streck mittels Öl oder Acryl aus ihrer Umgebung und präsentiert sie losgelöst in einem neuen räumlichen Kontext, sodass das Immobiles beweglich wird und scheinbar Vertrautes plötzlich merkwürdig erscheint. Selbst reine Struktur, etwa die von Eternitplatten, bekommt dadurch eine eigene Dynamik. Diese Vorgehensweise tendiert in Richtung Installation, weil immer die Frage akut ist, wie der Ausstellungsraum einbezogen werden kann. Stets arbeitet Streck nach fotografischen Vorlagen; die Motive knipst sie selber. Die daraus entstehenden Bilder - kleinere Arbeiten bannt sie auf Papier - sind möglichst realistisch: "Ich finde die Wirklichkeit spannend genug", meint Streck. Und: "Ist Malerei nicht immer eine Abstraktion?" Im Gegensatz zur Fotografie reizen sie jedoch das Einzigartige, nicht Reproduzierbare und die Freude am Handwerk, womit sie dem Zeitalter der Digitalisierung etwas entgegensetzen möchte. Regelmäßig verkauft Streck an Stammkunden, doch davon leben kann sie (noch) nicht. Da kam im Februar die befristete Teilzeitstelle im Saarländischen Künstlerhaus gerade recht.

Ab 13. Dezember: Ausstellung im Kulturfoyer Passagestraße.

carolinestreck.de

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