Mit Kunst den Müll bekämpfen

Saarbrücken · Die komplexe Arbeit von Naturwissenschaftlern und Umweltschützern verständlich vermitteln – das hat sich die Designerin Lynn Harles zur Aufgabe gemacht. Derzeit geht sie am Himalaya ihrer Arbeit nach.

 Lynn Harles nahm auch an einer Expedition von den Azoren nach Teneriffa teil, bei der Forscher das Vorkommen von Mikroplastik in den Meeren untersuchten. Foto: Harles

Lynn Harles nahm auch an einer Expedition von den Azoren nach Teneriffa teil, bei der Forscher das Vorkommen von Mikroplastik in den Meeren untersuchten. Foto: Harles

Foto: Harles

. Gerade ist Lynn Harles unterwegs im nordindischen Ladakh, um an einer "Global Himalaya Expedition" teilzunehmen. Die Luxemburgerin, die in Trier Kommunikationsdesign studiert und in Saarbrücken wohnt, hat sich dem Kampf gegen die Vermüllung unseres Planeten durch Plastik mit den Mitteln des Designs verschrieben. Für einen umweltfreundlichen Rucksack, den die Jung-Designerin entwickelte, wurde sie bereits 2015 mit dem saarländisch-rheinland-pfälzischen Preis "Kreativsonar" ausgezeichnet.

Im Himalaya will sie sich jetzt zusammen mit einer internationalen Gruppe ein Bild von den Umweltproblemen machen und sich mit einheimischen Umweltschützern austauschen. Selbst in dieser Bergwelt gebe es schon Plastikmüll, den meist Wandertouristen hinterlassen, sagt Lynn Harles und will das mit der Kamera dokumentieren. Auch ein konkretes Hilfsprojekt gehört zu dieser 14-tägigen Expedition, die von einem Ingenieur geleitet und von dem Umweltaktivisten und Extremsportler Robert Swan unterstützt wird. "Wir werden Solarzellen zu einem buddhistischen Kloster bringen, damit die Mönche endlich über Strom verfügen, den sie zum Arbeiten brauchen", erzählt Harles. Da das Kloster Phugdal Gompa in 3800 Metern Höhe nur zu Fuß erreichbar ist, wird die Truppe die Solarzellen auf 25 Packpferden dorthin transportieren.

Der Himalaya-Trip ist nicht die erste Expedition der abenteuerlustigen 26-Jährigen. "Meine Masterarbeit befasst sich mit der Frage, wie Designer und Umweltforscher interdisziplinär zusammenarbeiten können", erklärt Harles. Um Möglichkeiten dieser Zusammenarbeit aufzuzeigen, hat sie deshalb Forscher kontaktiert und sie bei Feldforschungen begleitet. Im Vorjahr nahm Harles etwa an einer Segelexpedition von den Azoren nach Teneriffa teil. "Forscher der Universität Exeter wollten da herausfinden, wie viel Mikroplastik vom Plankton aufgenommen wird", erklärt Harles. Auf ihrer Webseite "The Plastic Age Expedition" hat sie das Anliegen der Expedition anschließend in Text und Bild dokumentiert.

Auch mit Luxemburger Meeresforschern, die Buckelwale untersuchten, war Harles schon auf Tour. Sie hätte sich das anfangs viel schwieriger vorgestellt, als Design-Studentin mit Naturwissenschaftlern in Kontakt zu kommen, sagt Harles. "Doch die meisten waren gleich begeistert von der Idee, denn die Forschung hat ja oft Probleme im Bereich der Kommunikation, ihre komplizierte Arbeit zu vermitteln", stellt sie fest.

Für ihre Masterarbeit hat Harles sogar auch selbst Forschung betrieben. "Da habe ich mit dem Umweltcampus Birkenfeld im Bereich Verfahrenstechnik kooperiert", erklärt Harles. Die Uni habe ihr ein Labor zur Verfügung gestellt, in dem sie experimentiert, wie man aus natürlichen Ressourcen wie Kaffeesatz, Pilzen, Algen, Wurzeln und Bakterien Materialien herstellen kann. Mit diesen Öko-Materialien, die auch schon in der Industrie Verwendung finden, hat Harles dann Kleinmöbel und Accessoires wie Lampen, Schalen, Hocker designt. Die Stücke sind derzeit bei einer Design-Ausstellung in Luxemburg zu sehen, wo sie schon das Interesse von Erbgroßherzog Prinz Guillaume erregten.

Wenn Lynn Harles in Kürze aus dem Himalaya zurückkommt, muss sie zum Abschluss ihres Studiums noch ihre Masterarbeit verteidigen. Wie es dann weitergeht für die vielseitig Interessierte und Talentierte? Gern würde sie weiter mit Forschern arbeiten, ansonsten sich als Designerin selbständig machen, sagt Harles. Eines aber steht fest: Dem Thema Umweltschutz bleibt sie treu.

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