Mit Kobolden gegen Gewalt und Sucht

Saarbrücken · Es ist nicht schlimm, wenn man mal Angst hat, mal traurig oder zornig ist. Gefühle sind etwas Gutes. Das war dieser Tage die Botschaft der Augsburger Puppenkiste an Kinder aus dem Regionalverband.

 „Paula und die Kistenkobolde“ ist ein Stück der Augsburger Puppenkiste. Nach den Vorstellungen, zu denen Kinder aus dem Regionalverband eingeladen waren, durften die Mädchen und Jungs die Helden des Stücks auch anfassen. Fotos: Iris Maurer

„Paula und die Kistenkobolde“ ist ein Stück der Augsburger Puppenkiste. Nach den Vorstellungen, zu denen Kinder aus dem Regionalverband eingeladen waren, durften die Mädchen und Jungs die Helden des Stücks auch anfassen. Fotos: Iris Maurer

Paula ist fünf und eine Puppe mit Fäden dran. Und wenn es Paula mal nicht gut geht, singt sie das "Mutmachlied". Das funktioniert immer. Deshalb, denkt sie laut nach, könnte sie es eigentlich auch mal ihrem Opa vorsingen, wenn der zum Zahnarzt muss. Aber der Opa ist schnell vergessen, als aus einer Kiste auf dem Dachboden vier Kobolde hüpfen: Zornibold, Heulibold, Bibberbold und Freudibold.

Die vier Kerlchen kommen aus dem Koboldkindergarten und kennen nur ihr eigenes starkes Gefühl - Wut, Angst, unbändige Freude, Traurigkeit. Von Paula erfahren sie: "Es ist am schönsten, wenn man fröhlich ist, aber es darf einem auch mal anders gehen."

Die Geschichte von "Paula und den Kistenkobolden" ist ein wesentlicher Bestandteil des Präventionsprogramms Papilio. Der Verein Papilio aus Bayern will damit verhindern, dass Kinder später mal süchtig oder gewalttätig werden. "Das Programm steigert nachweislich die sozial-emotionalen Kompetenzen bei Kindern und bildet damit die Basis, um gegen Sucht- und Gewaltentwicklungen im Jugendalter vorzubeugen", sagte die geschäftsführende Vorsitzende des Vereins, Heidrun Mayer.

Ein "wertvolles Programm" sei Papilio, sagte Andrea Becker , die Staatssekretärin im Ministerium für Bildung und Kultur, gestern bei der Präsentation im Volkshochschulzentrum am Saarbrücker Schlossplatz. Für den Ersten Beigeordneten des Regionalverbands, Manfred Maurer, ist Papilio "ein Vorzeigeprojekt". Und der Saarbrücker Kultur- und Bildungsdezernent Thomas Brück lobte die "hohe Qualität" des Programms. Dennoch: In keinem einzigen saarländischen Kindergarten wird das Programm eingesetzt. Ob sich das ändert, blieb diese Woche offen.

Im Sozialpflegerischen Berufsbildungszentrum Saarbrücken (SBBZ) werden Erzieherinnen zwar für den Einsatz von Papilio ausgebildet, sagte dessen Leiterin, Hildegard Linicus-Rüssel. Aber in den Kitas fehlt das Geld zur Umsetzung des Programms.

Selbst die fünf Lehrerinnen und Lehrer des SBBZ, die das Programm unterrichten, mussten die rund 3000 Euro teure Ausbildung aus eigener Tasche zahlen. Die Schule, betont Hildegard Linicus-Rüssel, findet das Programm pädagogisch sehr sinnvoll und unterstützt das Ziel der Kampagne, die den Verein jetzt nach Saarbrücken geführt hat: "Langfristig sollen möglichst viele pädagogische Fachkräfte an einer Papilio-Fortbildung teilnehmen, damit noch mehr Kinder nachhaltig gefördert werden können."

Brück versprach zumindest, das Thema mit den Leiterinnen und Leitern der städtischen Kitas zu besprechen. Er werde es den Erzieherinnen aber nicht "politisch von oben verordnen". Wenn der Wunsch aus den Kitas komme, dann müsse die Politik überlegen, ob und wie sie das Geld lockermacht. Geld für "Paula und die Kistenkobolde"? "Es ist nicht unmöglich, aber wir haben nicht jeden Tag Weihnachten", erklärte Maurer. Aber auch wenn es nicht klappt: Papilio sei nicht das einzige Präventionsprogramm für Kinder. Einige andere solcher Projekte laufen im Saarland schon länger, sagte Staatssekretärin Becker. Papilio wäre lediglich eine gute Ergänzung. Für die, denen das Projekt am Herzen liegt, ist also noch Raum für alle Kobold-Gefühle: Wut, Angst, unbändige Freude, Traurigkeit.

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