Mit dem Kult-Motorroller quer durchs Ostertal

St Wendel · Schloßplatz. Zweitaktgeknatter. Der typische Geruch von verbranntem Benzin-Ölgemisch liegt in der Luft. Die Gäste der Straßencafés staunen nicht schlecht, als sich mehr als 30 Motorroller aller möglichen Marken auf dem Schloßplatz versammeln.

 Über 30 Roller unterschiedlicher Marken starteten auf dem Schloßplatz in St. Wendel zur 30 Kilometer langen Tour durchs Ostertal. Foto: rgm

Über 30 Roller unterschiedlicher Marken starteten auf dem Schloßplatz in St. Wendel zur 30 Kilometer langen Tour durchs Ostertal. Foto: rgm

Foto: rgm

Erste Rundfahrt in diesem Jahr - dazu riefen die Oberkircher Vespa-Freunde auf. Die Fahrer auf ihren motorisierten Rollern starteten am Schloßplatz in St. Wendel. Und: Es geht um Benzingespräche, wie Initiator Klaus Altenhofer sagt.

Eine besondere Strecke stehe beim vierten Treffen an. Nachdem es in den vergangenen Jahren über die alte Motorradrennstrecke ging,, führte die Route nun durchs Ostertal. Über Niederkirchen, Osterbrücken, Haupersweiler, Oberkirchen, Freisen, Furschweiler und Baltersweiler wieder zurück nach St. Wendel rollten die Teilnehmer über 30 Kilometer. Es soll gemütlich zugehen, sagt Altenhofer. "Vespa-Fahren ist eine Lebenseinstellung. Die Geschwindigkeit macht nicht den Reiz aus."

Die aus den 50er-Jahren stammenden Vespa-ACMA sind dabei die eigentlichen Stars auf dem Schloßplatz. 1953 wurde die erste Serie ins Saarland verkauft. Zu dieser Zeit war das Saarland noch an Frankreich angeschlossen. "Die ACMAs sind mit dem Zug auf dem St. Wendeler Güterbahnhof angekommen. Dann hat man sie in ihren Transportgestellen auf einen Lkw der Firma Balthasar verladen und in die Stadt gefahren. Dort wurden die Roller direkt aus den Transportgestellen heraus auf der Straße verkauft. Jeder wollte damals so eine Vespa haben."

Alfred Thomas aus Freisen berichtet vom freien Fall: "Berg runter mit Rückenwind läuft so eine Vespa ACMA Baujahr 53 gut 80 Kilomieter pro Stunde in der Spitze." Normalerweise sei bei 75 Sachen Schluss. Winfried Haßdenteufel aus St. Wendel hat auch noch so ein begehrtes Schmuckstück aus den ersten Tagen. "Wir haben hier früher mit dem Vespa-Club St. Wendel auch Geschicklichkeitsfahrten unternommen. Es gibt irgendwo noch ein altes Foto von mir."

Die Vespa stammt ursprünglich aus Italien. In England wurde die Vespa unter dem Namen Douglas in Lizenz gebaut, in Deutschland hieß sie Hoffmann und in Frankreich ACMA (Ateliers de construction de motocycles et accessoires) und wurde in Fourchambault in der Nähe von Dijon montiert.

Ralf Wilhelm ist mit seiner 2013er-Vespa aus Saarbrücken angereist. Der EDV-Spezialist fährt den 300-Kubikzentimeter-Roller täglich dienstlich. "Damit findet man in der Stadt immer einen Parkplatz", bekennt er die praktische Seite. "Vespa ist ein Gefühl von Leben. Vespa fährt man nicht, man fliegt sie", sagt er und spielt auf die Übersetzung Wespe an. "Früher sind wir mit der Vespa auch in Urlaub gefahren", erzählt Haßdenteufel. Bis nach Italien hatte es die Vespa-Jünger in den 50ern getrieben. "Heute bewahren wir mit den Vespas eine kulturhistorische Tradition", sagt Altenhofer.

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