Mit dem Fahrrad in die Küche
Gerade erst hat sie die Masterarbeit abgegeben: Die 26-jährige Beatka Wójciak begann ihr Informatikstudium an der Saar-Uni im Herbst 2013 und hat einen Teil ihres Studiums im Ausland verbracht. Im Gespräch mit SZ-Redaktionsmitglied Fatima Abbas verrät die gebürtige Polin, weshalb es sie vor zwei Jahren ins Silicon Valley verschlug.
Frau Wójciak, wie sind Sie im Silicon Valley gelandet?
Wójciak: Ich hatte keine Pläne und dachte, es wäre ein gutes Abenteuer. Ein paar Freunde von mir waren schon dort und haben mir immer wieder gesagt: Beatka, komm ins Silicon Valley!
Und dann haben Sie ein Praktikum beim Kommunikationsunternehmen imo.im ergattert und sind nach Palo Alto gezogen. Was war Ihr erster Eindruck?
Wójciak: Es war ein bisschen wie im Märchen. Das Leben ist ganz anders. Man muss sich um nichts kümmern, für alles gibt es einen Service. Selbst meine Einkäufe habe ich über den Dienst Instacart erledigt. Da werden die Waren sogar an einem Sonntagmorgen bequem zu Hause abgeliefert.
Aber zur Arbeit fuhren Sie schon selbst, oder?
Wójciak: Ja, das schon. Aber auch das ist dort anders. Wenn ich Fahrrad gefahren bin, war meine größte Angst immer, von einem Elektroauto überfahren zu werden (lacht). Apropos Fahrrad: Jeder Praktikant bekommt bei imo.im ein Bike gestellt. Ab und zu sind wir damit aus Spaß in die 20 Meter entfernte Küche gependelt.
Wie war die Arbeit an sich?
Wójciak: Ich mochte meine Arbeit. Ich habe an einem Gruppenchat gearbeitet, ihn umprogrammiert und optimiert. Das fand ich sehr spannend. Es war ein Learning by Doing, wie so oft in der Informatik. Es ist aber normal, dass man in den ersten zwei bis drei Monaten Probleme hat und sich erst einmal hineinfinden muss. Ich hatte ganz am Anfang das Gefühl, ich sei blöd.
Lernt man im Silicon Valley tatsächlich besser, mit dem Scheitern umzugehen?
Wójciak: Ja, es ist normal, Fehler zu machen. Hier in Deutschland hat man vor allem Angst. Im Silicon Valley gibt es mehr Selbstbewusstsein, man denkt positiver. Alle sind so motiviert. Man hat den Eindruck, man kann alles schaffen.
Liegt das auch an der Art zu arbeiten?
Wójciak: Ja, es gibt kaum Einzelbüros, und die Arbeitszeiten sind ziemlich flexibel. Ich bin immer gegen acht oder neun Uhr aufgewacht und habe um zehn Uhr erst einmal in Ruhe auf der Arbeit gefrühstückt.
Auf der Arbeit?
Wójciak: Ja, es gab dort eine Küche mit frischem Obst und Joghurt für die Mitarbeiter. Zwischen 12 und 13 Uhr gab es Mittagessen und dann konnte man für eine Stunde ins Fitness-Studio gehen. Die Praktikanten können selbst entscheiden, wann sie mit der Arbeit beginnen. Dafür bleiben sie dann auch länger. Man hat also im Endeffekt mehr gearbeitet.
Und dafür auch ein ordentliches Gehalt bekommen?
Wójciak: Geld ist dort kein Thema. Man zahlt zwar 1500 Dollar im Monat für ein Zimmer, aber man bekommt im Praktikum monatlich auch 6000 bis 12000 Dollar brutto.
Und was gefiel Ihnen nicht so?
Wójciak: Die Sache mit der Krankenversicherung. Ich habe für einen Arztbesuch einmal 100 Dollar gezahlt.
Was haben Sie insgesamt mitgenommen?
Wójciak: Dass Arbeit nicht alles ist und dass man sich nicht über Arbeit definieren sollte.
Wie stellen Sie sich Ihre Zukunft vor?
Wójciak: Irgendwann will ich ein Unternehmen gründen. Entweder eine Kneipe oder etwas im Bereich Spiele fürs Smartphone.
Wollen Sie im Saarland gründen?
Wójciak: Das Saarland ist nicht der beste Standort für Start-Ups, man braucht dafür den Start-Up-Spirit. Ich könnte mir eher vorstellen, für ein paar Jahre ins Silicon Valley zurückzugehen.
Haben Sie auch ein interessantes Praktikum im Ausland gemacht? Wenn ja, dann kontaktieren Sie uns gerne per E-Mail an f.abbas@sz-sb.de.