Misshandelt und im Stich gelassen

Alt-Saarbrücken · 155 erwachsene Katzen und 60 Jungtiere stellen einen traurigen Rekord im Saarbrücker Tierheim dar. Stunden, bevor das Heim Alarm schlug und sich an die SZ wandte, setzten Tierquäler neun Katzen vors Haus.

 Das sind vier der rund 200 Katzen, um die sich die Tierschützer im Bertha-Bruch-Heim derzeit kümmern müssen. Fotos: barbara cornetz

Das sind vier der rund 200 Katzen, um die sich die Tierschützer im Bertha-Bruch-Heim derzeit kümmern müssen. Fotos: barbara cornetz

Im Katzenhaus des Saarbrücker Bertha-Bruch-Tierheims herrscht absoluter Notstand. Mit 155 erwachsenen Katzen und rund 60 Jungtiere ist ein trauriger Rekord erreicht. Barbara Best, stellvertretende Vorsitzende des Tierschutzvereins Saarbrücken, und Katzenexpertin: "Viele dieser Tiere mussten wir in private Pflegestellen auslagern. Aber auch dort ist irgendwann das Limit erreicht." Dabei nimmt das Elend vor dem Heim-Tor einfach kein Ende. Best kann nicht fassen, wie rücksichtslos Menschen sich sensibler Geschöpfe entledigen. "Fast täglich setzt irgendjemand morgens oder abends Katzen vor dem Heim aus, und zwar ohne Rücksicht darauf, was weiter mit ihnen passiert." Folge: Wer jetzt eine Katze im Heim abgeben muss, weil er sie einfach nicht mehr behalten kann, hat das Nachsehen. "Das Heim kann wegen der vielen ausgesetzten Tiere Katzen aus Privathaushalten einfach nicht mehr aufnehmen. Dennoch stehen täglich Menschen mit Katzen, die sie abgeben möchten, im Büro. Und niemand versteht, dass unsere Kapazität nicht unerschöpflich ist, selbst die Zusatzkäfige werden knapp, vom Platz, sie aufzustellen, ganz zu schweigen." Das belastet nicht nur die Pfleger. Es setzt auch ihren Schützlingen zu.

"In den Zimmern sitzen acht bis zehn Katzen zusammen, die sich mehr oder weniger gut vertragen. Absolute Einzelkatzen müssen wochenlang in kleinen Käfigen sitzen", sagt Best.

Und die Aussichten, für sie schnell ein Zuhause zu finden, seien schlecht. Best: "Rund 90 Prozent der Katzen sind Freigänger. Sie werden nur selten in reiner Wohnungshaltung glücklich. Ihr Freiheitsdrang wird sich immer Bahn brechen, sei es, dass die Möbel darunter leiden, sei es, dass sie unsauber werden." Zwar seien Wohnungskatzen gefragt. Aber nicht die vielen alten Tiere, die im Heim gelandet sind und "nach denen wiederum keine Nachfrage besteht". Und Stunden bevor Best sich am Mittwoch mit ihrem Hilferuf an die SZ wandte, wurde der Platz im Heim noch knapper. "Gestern Abend saßen zwei erwachsene Katzen in der Auffangbox, heute Morgen sieben, zwei Mütter und fünf Halbwüchsige. Wir mussten erst mal Katzen hin- und hersetzen, um überhaupt Platz zu bekommen." Und so wünscht sich Best nichts sehnlicher als eine Menge von Katzenfreunden, die gerade einen neuen Hausgenossen suchen - und im Tierheim fündig werden.

Geöffnet ist das Katzenhaus außer montags täglich von 14 bis 17 Uhr. Weitere Infos unter Tel. (06 81) 5 35 30.

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