„Mir schwätze, wie ma wolle“

Saarbrücken · Hochdeutsch-Sprecher können zu Außenseitern werden. So isses halt.

Neulich an der Saarbahnhaltestelle: Eine junge Frau versucht mehrmals vergeblich, den Fahrscheinautomaten mit einer Zwei-Euro-Münze zu füttern. Irgendwann schüttelt sie resigniert den Kopf, dreht sich zu mir (ich warte hinter ihr) und bemerkt: "Der Automat hat Probleme, das Geld anzuholen." Ich "schmünzele" (Schmunzeln mit Münze in der Hand) über die saarländische Art der Wortneuschöpfung. Damit sich aber kein Saarländer auf den Arm "geholt" fühlt, werde ich jetzt nicht, wie ursprünglich geplant, in dieser Kolumne konsequent aus jedem "nehmen" ein "holen" machen (und umgekehrt). Aber eines muss man an dieser Stelle festhalten: Hochdeutsch-Sprecher haben es im Saarland nicht immer leicht. Denn sie ereilt das Schicksal eines jeden Migranten: Von den einen werden sie ständig und ohne es zu wollen für ihr gutes Deutsch gelobt, von den anderen auf Grund ihrer "Andersartigkeit" argwöhnisch beäugt. Hochdeutsch-Sprecher ihrerseits schütteln immer wieder den Kopf über Ur-Saarländer und fragen sich: "Reden die eigentlich immer und überall so?" Der Saarländer, gemeinhin als Lokalpatriot bekannt, hält selbstbewusst dagegen: "Mir schwätze, wie ma wolle. Wennde e Problem doodemit haschd, kannschde woannersch hingehn!" Jo! So isses! Hol das, du spießiger Duden-Fresser!

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