"Mir han gespielt am liebschde . . ."

Saarbrücken. "Mir han gespielt am liebschte nur im Dregg." - Von wegen. Als der Computer noch nicht erfunden war und es noch kein Fernsehen gab, wussten sich Saarbrücker Kinder nicht nur dort, "wo de Dreck am diggschde war", zu beschäftigen. Das hat der Lehrer, Literat und Mundartforscher Friedrich Schön vor 100 Jahren dokumentiert. Zur Vereinigung der Städte St

 Ein wiederentdecktes Buch von 1909 zeigt, wie Kinder damals gespielt und gereimt haben. Foto: dpa

Ein wiederentdecktes Buch von 1909 zeigt, wie Kinder damals gespielt und gereimt haben. Foto: dpa

Saarbrücken. "Mir han gespielt am liebschte nur im Dregg." - Von wegen. Als der Computer noch nicht erfunden war und es noch kein Fernsehen gab, wussten sich Saarbrücker Kinder nicht nur dort, "wo de Dreck am diggschde war", zu beschäftigen. Das hat der Lehrer, Literat und Mundartforscher Friedrich Schön vor 100 Jahren dokumentiert.

Zur Vereinigung der Städte St. Johann, Saarbrücken und Malstatt-Burbach am 1. April 1909 hat Schön das Büchlein "Kinderlieder und Kinderspiele des Saarbrücker Landes" vorgelegt. Zum Jubiläum "100 Jahre Großstadt" hat der Mundartring Saar das Buch neu herausgegeben - unverändert. Was gar nicht so einfach gewesen sei, sagen Edith Braun und Christel Keller vom Mundartring. Denn in den ihnen bekannten Exemplaren von Friedrich Schöns Buch fehlte ein Blatt.

Das Blatt sei in mehreren Ausgaben sauber rausgetrennt gewesen, erzählt Edith Braun. Als es schließlich gelungen war, ein vollständiges Exemplar zu finden, war auch klar warum: Auf der entfernten Seite werden die Franzosen in einem Reim verspottet. Der Mundartring vermutet, dass das Buch während der "Franzosenzeit" zensiert worden ist.

Die vom Mundartring mit Hilfe von Sponsoren nachgedruckte Ausgabe ist komplett. Auf 128 Seiten sind unter anderem Abzählreime, Ball- und Hüpfspiele dokumentiert. Es sei dem Mundartring "natürlich nicht entgangen, dass die Sammlung auch einige Liedtexte und Spiele aufführt, die in eine aktuelle Sammlung sicher keinen Eingang mehr finden würden", heißt es im Vorwort. "Vergnüglich und lehrreich ist das Buch trotzdem", freuen sich die Frauen und Männer vom Mundartring über den "Schatz", den sie zum Großstadtjubiläum gehoben haben.

Lehrreich ist zum Beispiel, dass Kinder sich nicht nur im Computerzeitalter nicht immer gerne bewegt haben, wie dieser Reim zeigt: "In Sang-Johann iß 's scheen. Do braucht m'r nit ze gehen. Do fahrt die Stroßebahn bis no Luisedal. In Burbach steigt m'r aus unn geht ins Caféhaus. Dann steigt m'r widder ein und geht dann widder heim."

Auf einen Blick

Das Buch "Kinderlieder und Kinderspiele des Saarbrücker Landes" gibt es zum Preis von 10 Euro in allen Pressezentren der Saarbrücker Zeitung. Inhaber der SZ-Card erhalten einen Rabatt von fünf Prozent.

Bestellt werden kann das Buch unter Telefon (06 81) 5 02-52 22, E-Mail: lesershop@sz-sb.de. Für Porto und Verpackung werden 5,59 Euro berechnet. ols

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