Mini-Stromer hat noch MackenE-Mobil Saar soll Lust aufs Bus- und Bahnfahren machen

Saarbrücken. Straßenlage? Frank Kirchhoff (52), ein fröhlicher Mensch mit Freude am Fahren, antwortet mit flotten Runden. Er lenkt den kleinen Peugeot mit einem beherzten Tritt aufs Gas in den Kreisel am Eurobahnhof. Dort führt sich der Kleinst-Viertürer so wendig und temperamentvoll auf wie andere Pkws seines Kalibers auch

Saarbrücken. Straßenlage? Frank Kirchhoff (52), ein fröhlicher Mensch mit Freude am Fahren, antwortet mit flotten Runden. Er lenkt den kleinen Peugeot mit einem beherzten Tritt aufs Gas in den Kreisel am Eurobahnhof. Dort führt sich der Kleinst-Viertürer so wendig und temperamentvoll auf wie andere Pkws seines Kalibers auch. Mitunter geraten die Runden so flott, dass Kirchhoffs Frau Ute (51) aus dem Fond zur Mäßigung mahnt.

Frank und Ute Kirchhoff düsen mit einem Elektroauto durchs abendliche Saarbrücken. Der Viertürer ist nicht ihr Eigentum. Die Kirchhoffs gehören zu den ersten Nutzern des neuen Carsharing-Autosystems E-Mobil Saar. Die beiden Homburger haben die SZ zur Testfahrt eingeladen.

Die Kirchhoffs, seit sieben Jahren bewusst ohne eigenes Auto und trotzdem immer mobil, kamen 2010 aus Göttingen nach Homburg und vermissten das ausgeklügelte Göttinger Carsharing-Modell mit seiner Typenvielfalt vom Kleinwagen bis zum Transporter. Die beiden stehen für ein neues Denken übers Auto. "Wir wollen keins besitzen, sondern nur dann eins nutzen, wenn wir es brauchen", sagt Frank Kirchhoff. Er leitet an der Homburger Uni-Klinik die Abteilung Molekulare Physiologie. Seine Frau Ute ist selbstständige Grafikerin. Sie tat sich wie ihr Mann schwer mit den saarländischen Alternativen zum eigenen Wagen. "Das war schon ein Verlust an Lebensqualität", sagt sie. An der Solartankstelle Eurobahnhof-Nord holen sie den Wagen ab, den ihr Mann noch im Zug mit dem Smartphone gebucht hat.

Fahrtkosten? "Pro Stunde fünf Euro und pro Kilometer 18 Cent." Kirchhoff hält den Führerschein mit dem Erkennungschip ans Lesegerät. Jetzt ist das Auto offen. Kirchhoff verstaut das Ladekabel im Kofferraum. Nach dem Start und den flotten Kreiselrunden geht's raus aus dem Quartier Eurobahnhof und rein in den Saarbrücker Feierabendverkehr. Eine sachte arbeitende Automatik nimmt dem Fahrer das Schalten ab. Die Bremsen, vorn Scheiben, hinten Trommeln, versehen ihre Arbeit zupackend. Dann geht's wieder bei Null los. "Wie beschleunigt der denn so?" Kirchhoff gibt Gas. Der Peugeot erreicht ruck, zuck die 50er-Marke.

Wieder tönt nur leises Rollgeräusch herein und mischt sich mit dem Singsang aus dem Radio. Sonst ist nichts zu hören. Zu sehen ist dagegen, wie empfindlich der Reichweitenanzeiger auf den Gebrauch des Gaspedals reagiert. Die Peugeot-Reichweitenangabe von 150 Kilometern halten die Kirchhoffs für wirklichkeitsfremd. "Wer ständig mit 110 Sachen auf der Autobahn unterwegs ist, schafft die Fahrt Homburg-Saarbrücken-Homburg nicht mit einer Ladung", sagt Kirchhoff. Das haben er und seine Frau am Sonntag ausprobiert. Und die Klimaanlage setzt der Reichweite der baugleichen Stromer von Citroën und Peugeot ebenso Grenzen.

"Vorausschauendes Fahren ist wichtig", sagt Kirchhoff. Er wünscht sich, dass in jedem Auto Ladekabel sind, mit denen sich die "exzellenten E-Mobil-Saar-Säulen" besser nutzen lassen. Diese Ladekabel brauchten den "Mennekes-Typ-2-Stecker", der Tankzeiten auf einen Bruchteil der jetzigen sechs bis acht Stunden verkürze.

"Legt dieses zweite Kabel dazu, damit das Tanken schneller geht", fordert Kirchhoff. Der "bekennende Genussmensch" hat nach der alles in allem passablen Testfahrt eine Idee für die Stromer-Flotte: "Der Spaßfaktor ist optimierbar. Ein Cabrio-E-Mobil wäre supercool."

Saarbrücken. E-Mobil Saar: Was soll das eigentlich? Thorsten Bischoff, der Sprecher des saarländischen Wirtschaftsministeriums, sagt, das Projekt solle Nutzern des öffentlichen Nahverkehrs eine individuelle Anschlussmöglichkeit mit einem E-Mobil bieten.

Das Bundesverkehrsministerium habe das Projekt im Herbst 2011 bewilligt. Das Land kümmere sich um die Projektlenkung und -ausstattung, die Verkehrsmanagementgesellschaft Saar mit dem Saarländischen Verkehrsverbund um die Integration in den öffentlichen Nahverkehr, der Fuhrparkservice der Deutschen Bahn (DB) um die Pkw-Flotte.

Bischoff weiter: "Das Projektbudget beträgt 5,3 Millionen, davon kommen rund 4,2 Millionen vom Bund und die restlichen 1,1 Millionen von den Projektpartnern wie etwa DB Fuhrpark. Flankiert werden diese Mittel mit 500 000 Euro aus dem landeseigenen Topf Klima-Plus-Saar für ergänzende Maßnahmen, etwa für den Vertrieb des neuen E-Mobil Systems." Es starte mit zehn Stationen und 20 Fahrzeugen (siehe "Stichwort"). ole

"Der Spaßfaktor ist optimier-

bar. Ein Cabrio-

E-Mobil wäre supercool."

Frank Kirchhoff

Stichwort

Zehn E-Mobil-Saar-Standorte mit je zwei Fahrzeugen gibt es in der ersten Ausbaustufe, teilt das Wirtschaftsministerium mit: Saarbrücken: Heinrich-Barth-Straße, Europa-Allee, Uni-Parkdeck am Haupteingang (ab Ende Februar), Stadtwerke (Hohenzollernstraße 104-106), Saarlouis: Kleiner Markt (Hohenzollernring), Hauptbahnhof. Homburg: Hauptbahnhof (ab Ende Februar), Uniklinikum. Heusweiler: Einkaufszentrum (ab Ende Februar); Ottweiler: Bahnhof (ab Ende Februar). 25 weitere Standorte sind in Vorbereitung. Anmeldekosten: Wer sich beim Saarländischen Verkehrsverbund anmeldet, was ab März möglich sein soll, bezahlt eine einmalige Gebühr von zehn Euro und hat dann ein Fahrguthaben von zehn Euro. Der Einstieg über Flinkster, das Carsharing-System der Deutschen Bahn, ist schon möglich: Er kostet 50 Euro, ist aber für Bahncard-Inhaber gratis. Nutzungskosten für E-Mobil-Saar-Autos: fünf Euro pro Stunde, 18 Cent je Kilometer. Das Projekt E-Mobil Saar endet am 31. Mai 2014. "Es ist fest vorgesehen, dass es weiterläuft", teilt das Ministerium mit. Frank Kirchhoff schreibt über seine Erfahrungen unter e-mobil-saar.blogspot.de. ole

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