Millionen-Geige in Saarbrücken im Zug vergessen

Saarbrücken · Die New Yorker Star-Geigerin Jennifer Koh hat ihre Stradivari bei der Anreise nach Saarbrücken im Regionalexpress liegen lassen. Zum Glück fanden Bundespolizisten die 2,4 Millionen Euro teure Violine wieder.

Die amerikanische Star-Violinistin Jennifer Koh (39) wird ihren Gastauftritt beim Konzert der Deutschen Radio Philharmonie heute Abend um 20 Uhr in der Saarbrücker Congresshalle vermutlich nie vergessen. Denn die New Yorkerin mit koreanischen Wurzeln hatte am Dienstag bei ihrer Anreise nach Saarbrücken ihr Instrument im Regionalexpress aus Mannheim kommend vergessen.

Wie Bundespolizei-Sprecher Dieter Schwan der SZ sagte, habe sich Koh hilfesuchend an die Beamten gewandt. Die Polizisten ermittelten den betreffenden Waggon, der bereits kurz vor der Abfahrt stand. Im hinteren Teil des Wagens sei der Geigenkasten dann entdeckt und an Koh übergeben worden. Deren Erleichterung sei sehr groß gewesen, sagte Schwan.

Bei ihrer Geige handelt es sich nach Polizeiangaben um eine "General Dupont Grumiaux Stradivarius" aus dem Jahr 1727. Dieses Instrument wird derzeit auf knapp 2,4 Millionen Euro Wert taxiert. Vor einem guten Jahr habe ein unbekannter Chinese die Violine von einem in Cleveland/Ohio ansässigen Geschäftsmann gekauft, berichtete der Internetdienst "The Strad". Damit sei erstmals ein Chinese Besitzer eines dieser teuersten Instrumente weltweit. Im Internet kursieren Gerüchte, dass der nicht genannte Kaufpreis bei elf Millionen Euro gelegen haben soll.

Gestern stand Jennifer Koh "noch unter Schock", wie die Pressesprecherin der Deutschen Radio Philharmonie, Anne Dunkel, auf Anfrage sagte. Schließlich gehe es bei dem kurzzeitigen Verlust der Rarität auch um die Bewertung des Vorfalls durch den Versicherer und den Besitzer des Instruments. "Sie war schockiert, dass das jetzt mit ihrem Namen verbunden wird", sagte Dunkel. Durch die Nennung des Instrumentennamens im Polizeibericht sei die Recherche für Journalisten einfach gewesen. Koh habe sofort gesagt, dass sie dazu keine Interviews geben könne. "Dass sie heute spielt, hoffen wir doch sehr", sagte Dunkel. Musiker hätten keine andere Möglichkeit, als ihre Instrumente mit sich zu führen, denn sie müssten täglich ja mehrere Stunden damit üben.

Gestern, bei einem Übungskonzert der Deutschen Radio Philharmonie in der Congresshalle, hatten fünf Musiker weniger Glück. Ihnen sei aus den Garderoben von Unbekannten Geld gestohlen worden, sagte Dunkel. Die Polizei bestätigte, dass eine Diebstahlsanzeige vorliege. Koh, die ebenfalls in der Congresshalle übte, war nicht unter den Diebstahlsopfern. Wer sich vom ausgezeichneten Klang der Stradivari und dem Spiel Kohs überzeugen will, hat heute Gelegenheit dazu: Es gebe noch Karten an der Abendkasse, sagte Dunkel.

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