Militärdienst und Migration

Saarbrücken · Vom 1. bis 5. November veranstalten das Kino achteinhalb und die Synagogengemeinde Saar zum siebten Mal die Jüdischen Filmtage Saarbrücken. Fünf neue Filme, begleitet von Gästen aus Israel, geben Einblicke in jüdische Lebenswelten.

 Eine Filmszene aus „Sacred Sperm“. Foto: Verleih/Achteinhalb

Eine Filmszene aus „Sacred Sperm“. Foto: Verleih/Achteinhalb

Foto: Verleih/Achteinhalb

Das Programm der diesjährigen Jüdischen Filmtage in Saarbrücken umfasst zwei Dokumentarfilme und drei Spielfilme . Die in Israel und Frankreich produzierten Filme beschäftigen sich einerseits mit dem Militärdienst in Israel und andererseits mit dem Thema Migration sowie mit der Identifikation im Judentum .

Bezug nehmend auf die kulturellen und religiösen Traditionen sowie auf die politische Geschichte Israels zeigen sie die gesellschaftlichen Veränderungen, die Vielfalt der Lebensentwürfe in diesem Land und hinterfragen das Bewusstsein der eigenen Identität.

Zu Beginn der Filmtage bietet die Komödie "Zero Motivation" einen schwarz-humorigen Blick auf den Militärdienst der Frauen in Israel. Der kritische und brillant gespielte Film wurde mit mehreren Preisen ausgezeichnet und war der größte Publikumserfolg in Israel 2014. Sein Produzent Eilon Ratzkovsky stellt den Streifen im Kino achteinhalb vor.

Mit der Sexualität im ultra-orthodoxen Judentum beschäftigt sich Ori Gruder in seinem persönlichen Dokumentarfilm "Sacred Sperm". Der offene Umgang mit der Sexualität in Bezug auf die jüdische Religion bricht ein Tabu. Der Film löste viele Debatten in Israel aus. Plötzlich diskutierten religiöse Teenager über Whatsapp darüber und hinterfragten Selbstverständlichkeiten wie eine sexuelle Reinheit der männlichen Heranwachsenden. Der Frankfurter Rabbiner Andrew Aryeh Steiman wird mit dem Kinopublikum nach der Vorführung diskutieren.

In der französisch-israelischen Koproduktion "Manpower" zeigt Noam Kaplan Geschichten von Migranten in Israel und von Menschen, die entweder beruflich oder familiär mit der Migration in dem Land ständig zu tun haben. Die Geschichten überschneiden sich und geben ein Bild einer Gesellschaft Israels im 21. Jahrhundert. Es ist eine Gesellschaft mit ökonomischer Ungleichheit, mit Menschen in ständiger Suche nach dem besseren Leben, mit Fremdenfeindlichkeit und einer Erosion der sozialen Solidarität. Der Produzent Yoav Roeh wird diesen wunderbaren Film in Saarbrücken präsentieren.

Moshe Dayan, ein General und Verteidigungsminister, war einer der Gründungsväter des Staates Israel. Moish Goldberg wird den Dokumentarfilm "Life as a Rumour" über dessen Sohn Assi Dayan bei den Filmtagen vorstellen. In dem Krimi "La Dune" nimmt der Regisseur Yossi Aviram eine Begegnung zwischen einem französischen Polizeikommissar und einem Auswanderer aus Israel auf. Spannung baut der Regisseur hier nicht über Action, sondern über Details, Andeutungen und feine Nuancen auf. Den leicht ironischen, minimalistischen Film über familiäre Bande, Beruf und Privatleben sowie über den Konflikt mit Rollenerwartungen, über Pflicht und Glück präsentiert uns der Regisseur im Kino achteinhalb zum Abschluss der Jüdischen Filmtage.

Die Veranstalter betrachten die Jüdischen Filmtage Saarbrücken nicht nur als eine Bereicherung des kulturellen Angebots, sondern auch als eine Möglichkeit zur sensiblen Auseinandersetzung mit der jüdischen Kultur, mit jüdischer Identität und auch mit der Vielfalt der israelischen Gesellschaft. So können Vorstellungen vom jüdischen Leben hinterfragt und korrigiert werden.

Alle Filme werden in Originalfassung mit englischen Untertiteln gezeigt.

 Szene aus dem Eröffnungsfilm „Zero Motivation“. Foto: Verleih/Achteinhalb

Szene aus dem Eröffnungsfilm „Zero Motivation“. Foto: Verleih/Achteinhalb

Foto: Verleih/Achteinhalb

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Auf einen Blick:Eröffnung: 1. November, 19 Uhr, mit "Zero Motivation", Israel 2014, Spielfilm, 97 Minuten, Original mit Untertiteln, Gast: Produzent Eilon Ratzkovsky. Am 2. November, 20 Uhr, folgt "Sacred Sperm", Israel 2014, Dokumentarfilm, 74 Minuten, Original mit Untertiteln, Gast: Rabbiner Andrew Arych Steiman. Am 3. November, 20 Uhr, folgt "Manpower", Frankreich/Israel 2014, Spielfilm 85 Minuten, Original mit Untertiteln, Gast: Produzent Yoav Roeh. Am 4. November, 20 Uhr, folgt "Life as a Rumour", Dokumentarfilm, Israel 2013, 133 Minuten, Original mit Untertiteln, Gast: Regisseur Moish Goldberg. Am 5. November, 20 Uhr, folgt "La Dune", Israel/Frankreich 2013, Spielfilm, 87 Minuten, Original mit Untertiteln, Gast: Regisseur Yossi Aviram. Veranstalter sind das Kino achteinhalb in Saarbrücken und die Synagogengemeinde Saar. red

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