Mekka für Uhrenliebhaber

Köllerbach. "Die Leute, die hierher kommen, sind begeistert, weil sie so etwas nicht erwarten", stellt Ferdinand Mesarosch vom Trägerverein des Saarländischen Uhrenmuseums immer wieder fest

 Innen prunkvoll: Ferdinand Mesarosch vor einem Exponat des Uhrenmuseums. Fotos: Iris Maurer

Innen prunkvoll: Ferdinand Mesarosch vor einem Exponat des Uhrenmuseums. Fotos: Iris Maurer

Köllerbach. "Die Leute, die hierher kommen, sind begeistert, weil sie so etwas nicht erwarten", stellt Ferdinand Mesarosch vom Trägerverein des Saarländischen Uhrenmuseums immer wieder fest. In der Tat! Wer rechnet schon damit, dass ein altes Bauernhaus in einer unscheinbaren Nebenstraße des Püttlinger Stadtteils Köllerbach eine so prachtvolle Sammlung historischer Uhrmacherkunst beherbergt? Auf eine Heimatstube ist man doch eher gefasst, wenn man den braunen Hinweisschildern zu "Uhrmachers Haus" folgt. Nicht ganz zu Unrecht. Das vor fast genau 200 Jahren errichtete Gebäude vom Typus südwestdeutsches Quer-Einhaus gehörte über Generationen der Familie Frantz, deren Männer Uhrmacher waren, aber ebenso Landwirtschaft betrieben. Als die betagte Auguste Frantz 1985 das Haus der Kommune schenkte, stand anfangs auch die Herrichtung als bäuerliches Heimatmuseum zur Debatte. "Aber die gibt es ja wie Sand am Meer", bemerkt Mesarosch. Er ist Vorsitzender des 110 Mitglieder zählenden "Freundeskreises alter Uhrmacherkunst e.V.", der sich damals dafür ins Zeug legte, lieber die noch vollständig erhaltene Uhrmacherwerkstatt des Hauses zu nutzen und zu einem Uhrenmuseum auszubauen. "1992 haben wir es dann eröffnet", erzählt Gründungsmitglied Wilhelm Weller mit leuchtenden Augen.

Zusammen mit Architekten und Experten vom Deutschen Uhrenmuseum Furtwangen erarbeiteten die saarländischen Uhrensammler- und -liebhaber damals das Museumskonzept. Auch deshalb wohl wirkt das von acht Aktiven des Vereins ehrenamtlich geführte Museum heute so erstaunlich professionell. Als einziges der nach Vereinsangaben rund 30 deutschen Uhrenmuseen dokumentiert es die Zeitmessung von der Antike bis heute.

Kein anderes Museum hat eine so große Sammlung von Elementaruhren. Sie zeigen, wie man von Ägypten über Europa bis China mit Hilfe von Sand, Wasser, Feuer oder Licht die Zeit maß, bevor die mechanische Uhr erfunden war. Zu den über 1000 Exponaten gehören Turmuhren des 16. Jahrhunderts, Prunk-, Pendule-, Kamin- bis hin zu Taschenuhren aller Stilepochen, natürlich auch eine "Frantzen-Uhr" sowie eine Sammlung von Comtoise-Uhren aus dem Jura, um die sie laut Mesarosch sogar Furtwangen beneide. Nicht zu vergessen die Sonnenuhren im Bauerngarten. 85 Prozent der Exponate sind Leihgaben aus den Privatsammlungen der rührigen Museumsfreunde. Die veranstalten neben Führungen in ihrem Haus etwa Workshops für Grundschüler zum Thema Zeitmessung ("Schule im Museum") und Uhrenbörsen - und sind damit mehr als ausgelastet. Wie könnte man Uhrmachers Haus als "Ort der Kunst und Kultur" zusätzlich beleben und aufwerten? Darüber, erklärt Regionalentwickler Peter Lupp, sei er inzwischen im Gespräch mit dem Püttlinger Kulturamt, das auch den Veranstaltungsraum im Haus betreut. Warum nicht Künstler moderne Uhrenobjekte im Bauerngarten kreieren lassen, eine Performance in Auftrag geben oder prominent besetzte "Gespräche zur Zeit" ins Leben rufen? Lupp ist sicher: "Das Haus hat eine starke Aura und noch viel Potenzial."

Saarländisches Uhrenmuseum in Uhrmachers Haus. Engelfanger Straße 3, Püttlingen-Köllerbach, geöffnet sonntags und mittwochs von 15 bis 18 Uhr. Tel. (0 68 98) 69 11 56.

uhrenmuseum-saar.de

"Das Haus hat eine starke Aura und noch viel Potenzial."

Regionalentwickler

 Außen schlicht: "Uhrmachers Haus" in Köllerbach.

Außen schlicht: "Uhrmachers Haus" in Köllerbach.

Peter Lupp

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