Meisterinnen der gepflegten Masche

Bietzen · Unzählige bunte Fadenspiele sind unter ihren geschickten Händen entstanden. Seit gut einem Jahr frönen die Frauen vom Bietzer Berg einmal pro Woche gemeinsam dem Hobby – als Gruppe Flinke Nadel.

Ein bisschen Übung braucht's schon, bis Manfred Klein wieder den Bogen raus hat. "Ich habe bei der Bundeswehr gelernt, wie man strickt", verrät Bietzens Ortsvorsteher und Chef des Vereins "Bietzerberg - miteinander - füreinander" und konzentriert sich auf das Muster: eins rechts, eins links. Schmunzelnd beobachten die sieben "Strickliesel", wie der Hahn im Handarbeitskorb Masche an Masche reiht. Vor gut einem Jahr haben die Frauen das Mehrgenerationenhaus zum Treffpunkt für ihr Hobby auserkoren - immer dienstags nachmittags, außer an Feiertagen.

Lager ist gut gefüllt

"Warum allein auf der Couch seinem Hobby frönen, wenn es in Gemeinschaft doch viel schöner ist?", fragt Marianne Lorrang, Initiatorin der Gruppe Flinke Nadel. Eines hat die Gruppe gemeinsam: Dem Hobby frönen sie schon ewig - lange bevor Strick-Guerillas Dinge in ihrer Umgebung in Wolliges stecken. "Ob Räder, Kunstwerke oder Laternenpfähle: Vieles wurde von ihnen umhüllt", sagen Elke Bettinger und Inge Spellbrink.

Während Fans von gepflegten Maschen anderswo ihre Passion in Strickcafés, Wollläden oder an öffentlichen Plätzen pflegen oder sich in Internet-Gemeinschaften austauschen, hat sich die verschworene Truppe vom Bietzerberg längst ihren gemütlichen Treff ausgemacht: einen Raum parterre, inklusive eines Wolllagers im Obergeschoss. "Wir haben schon so manche Erbschaft gemacht", verrät Marianne Lorrang. Neben dem Vorrat stapeln sich Schals, Socken und jede Menge anderer Schätze. "Wir machen auch Auftragsarbeiten", sagt sie.

An diesem Mittag konzentriert sich Tochter Ingeborg Lorreng auf einen knuffigen Teddy - in Pink, Ulrike Fölz-Tönnis arbeitet an einem schmucken Körbchen in Lindgrün, Ursula Welsch widmet sich einer aparten weißen Kinderjacke mit Muster. Hannelore Wagner, Inge Spellbrink und Elke Bettinger haben sich auf Strümpfe spezialisiert. Derweil hat sich Marianne Lorrang winzigen Socken in verschiedenen Farben verschrieben - für Glückwunschkarten. Ob Gratulation zur Kommunion, zum Geburtstag oder zu anderen Anlässen: Susanne Theobald, Mitglied der Flinken Nadel, lässt dafür kunstvoll die Feder kreisen.

"Bei einer Tasse Kaffee, einem Stück Kuchen werden Neuigkeiten aus dem Dorf ausgetauscht", sagt Hannelore Wagner und lässt die Nadeln tanzen. Das Ziel der acht Frauen: Handarbeit im Kollektiv, reden und ganz nebenbei noch was Gutes tun. So haben sie den Holzstühlen im Schulungsraum kuschelige Sitzkissen verpasst. "Die meisten davon hat Ursula Welsch gehäkelt", verrät Initiatorin Lorrang. Noch im Gründungsjahr hat die Gruppe einen Adventsbasar hinter sich gebracht. Der große Renner: Schals und Strümpfe.

Hilfe für Anfänger

Nicht nur Meisterinnen der aparten Maschen sind willkommen - auch blutige Anfänger. "Viele sind in der Schule mit Handarbeit in Berührung gekommen und haben seit der Zeit nie wieder eine Nadel indie Hand genommen", sagen die Frauen. "Wir helfen Interessierten wieder auf die Sprünge." Auch denen, die nicht die Möglichkeit hatten, in der Schule Handarbeit zu lernen, ist die Gruppe nach ihrer Aussage behilflich. Denn neben Kreativität gibt der Club Gemeinschaft.