"Mein Beruf hat mich zur Jagd gebracht"

Fechingen. Die Jagd ist August Pflüger aus Fechingen sozusagen in die Wiege gelegt worden. "Schon mein Großvater und mein Vater waren Jäger, das hat mich geprägt", sagt der 78-Jährige. Ein Zeugnis dieser Tradition über drei Generationen hat viele Jahrzehnte überdauert. "Die Trophäe eines Hirsches, den mein Großvater im Jahr 1912 geschossen hat, hängt in meinem Keller

 Ralf Blechschmidt, Förster im Stadtwald und Jäger, auf einem Schießstand. Foto: Oliver Dietze

Ralf Blechschmidt, Förster im Stadtwald und Jäger, auf einem Schießstand. Foto: Oliver Dietze

Fechingen. Die Jagd ist August Pflüger aus Fechingen sozusagen in die Wiege gelegt worden. "Schon mein Großvater und mein Vater waren Jäger, das hat mich geprägt", sagt der 78-Jährige. Ein Zeugnis dieser Tradition über drei Generationen hat viele Jahrzehnte überdauert. "Die Trophäe eines Hirsches, den mein Großvater im Jahr 1912 geschossen hat, hängt in meinem Keller."

Eine andere Annäherung an die Jagd hatte Ralf Blechschmidt. "In meiner Verwandtschaft ist niemand Jäger", erzählt er. Der 49-Jährige ist als Förster für den Stadtwald zuständig. Schon als kleiner Junge habe er seine Zeit am liebsten im Wald verbracht. "Aus Liebe zur Natur bin ich Förster geworden, und mein Beruf hat mich dann zur Jagd gebracht."

Pflüger und Blechschmidt sind zwei von vier Pächtern im 700 Hektar großen Jagdbezirk Brebach-Fechingen. Obwohl sie auf ganz unterschiedlichen Wegen zur Jagd gefunden haben, ist ihnen die Verbundenheit gemeinsam, die sie zur Natur empfinden.

Sie genießen die Stunden im Freien, die Ruhe im Wald. "Ich nehme oft etwas zu lesen mit oder nutze die Zeit, um mir Notizen für meine Arbeit zu machen", sagt Blechschmidt. "Oft nehme ich auch eine Kamera mit."

Die beiden Jäger sehen ihre Aufgabe darin, das Gleichgewicht zwischen Wild und Pflanzenwelt zu erhalten. Dies sei der übergeordnete Grund, warum Tiere geschossen werden. So würden Rehe zum Beispiel geschossen, damit die Baumvielfalt in Wäldern nicht durch Verbiss-Schäden gefährdet werde. Als Förster hat Blechschmidt dafür einen besonderen Blick. "Wenn wir im Stadtwald den Rehbestand nicht regulieren würden, gäbe es bald keine Eichen, keinen Feldahorn oder keine Kirschbäume mehr." Der Fuchs dagegen übertrage oft Krankheiten und gefährde andere Tierarten wie Hase, Fasan oder Rebhuhn.

"Wir gehen aber nicht in den Wald und erschießen wahllos Tiere. Wie viel Wild in einem Revier erlegt werden darf, ist in einem jährlichen Abschussplan festgelegt, der von der Jagdbehörde genehmigt wird", ergänzt Pflüger.

Dass die Jagd für sie aber nicht nur die Erfüllung einer Aufgabe, sondern auch ein Erlebnis ist, geben Pflüger und Blechschmidt offen zu. "Jagen ist seit jeher ein Instinkt des Menschen", sagt Blechschmidt. Aber: "Wir sind nicht Jäger geworden aus Lust am Schießen und Töten, sondern aus Liebe zur Natur", erklärt Pflüger, der seit 1959 einen Jagdschein hat.

Dass sie durch den Besitz von Waffen viel Verantwortung tragen, dessen sind sich Blechschmidt und Pflüger bewusst. Sie bewahren ihre Waffen stets in gut verschlossenen und gesicherten Schränken auf und trennen Munition und Waffen. "Ich habe dafür sogar einen Panzerschrank, der zwölf Zentner wiegt", erklärt Pflüger. Wenn er mit einer Waffe das Haus verlässt und sie im Auto transportiert, dann in einem abgeschlossenen Koffer und von außen nicht sichtbar.

Forderungen, den privaten Waffenbesitz zu verbieten, halten die zwei Jäger für die falsche Reaktion auf Amokläufe wie den in Winnenden.

"Dadurch werden solche schrecklichen Ereignisse nicht verhindert", sagt Blechschmidt. Die Ursachen müssten eher im gesellschaftlichen Bereich gesucht werden. Pflüger ist sicher: "Durch ein Waffenverbot würde lediglich die Zahl illegaler Waffen steigen."

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