Mehr Räder, mehr Uni, mehr Medien?

Saarbrücken · Die Wochen der Wissenschaft drehen sich um das Thema „Zukunftsstadt“. Wir haben sechs Saarbrücker gefragt, was sie sich für ihre Stadt der Zukunft wünschen. Vor allem die Themen Verkehr und Wohnen beschäftigen die Bürger.

"Man müsste den Einsatz von modernen Medien in den Schulen mehr fördern", fordert der 16-jährige Jan Michels von der Stadt. Er ist einer von sechs Bürgern, die die SZ anlässlich der gerade laufenden Wochen der Wissenschaft zum Thema "Zukunftsstadt" befragt hat. Ein striktes Handyverbot sei nicht mehr zeitgemäß, sagt der Schüler des Ludwigsgymnasiums, der sich in der Landesschülervertretung engagiert. Handy-Apps könnten das Bücherschleppen ersparen und würden helfen, den Unterricht verständlicher zu gestalten. Gut fände es der Schüler außerdem, wenn die Busse pünktlicher fahren würden und der Ausfall von Bussen besser kompensiert würde. Auch solle die Autobahn nicht "dauernd" gesperrt werden. Mehr Parkplätze oder Autoteilen könnten helfen, findet er.

Auch Fahrlehrer Wolfgang Ahrend würde eine bessere Verkehrssituation in der Stadt von morgen begrüßen. Außenstehende fänden die Beschilderung unzureichend und würden sich regelmäßig verfahren, sagt Ahrend. An manchen Stellen müsse der Straßenverkehr zudem besser vor der Straßenbahn gewarnt werden. Fahrradwege müssten nach Ahrend möglichst an der Seite der Straße verlaufen und sollten nicht mitten durch den Stadtverkehr. "Eine zukunftsfähige Entwicklung der Stadt ist nur dann möglich, wenn der Radverkehr deutlich gesteigert wird", findet Fahrradfahrer und Unternehmer Jan Messerschmidt. In der Zukunftsstadt des 61-Jährigen, der sich auch im Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Club (ADFC) Saar engagiert, gebe es einen viel höheren Radanteil, weniger Lärm und damit eine höhere Lebensqualität: "Köpfe kommen nun mal nicht in eine Stadt, die von Autos verstopft ist."

Auch Govinda Sicheneder, Vorsitzender des AStA der Universität des Saarlandes , ist mit der Verkehrssituation nicht zufrieden. "In den Stoßzeiten sind die Busse zur Uni einfach überfüllt", klagt der Student. In der Zukunft sollten nach Sicheneders Meinung Campus und Stadt näher zusammenrücken. Nicht nur die Postleitzahl solle Saarbrücken mit der Universität verbinden. Für die Wohnsituation der Studenten könne die Stadt wenig tun. Hier wären vor allem Zuschüsse für das Studentenwerk durch das Land notwendig.

Das Thema Wohnen treibt auch Lothar Arnold, den Vorsitzenden des Seniorenbeirates der Stadt Saarbrücken , um. Er erinnert daran, dass die Älteren "so lange wie möglich in der privaten Häuslichkeit und in der vertrauten Nachbarschaft leben wollen". Das hänge wesentlich von der Gestaltung und Ausstattung der Wohnung und des Wohnumfeldes ab, die barrierefrei oder wenigstens barrierearm sein müssten. "Stadtplaner, Architekten und Handwerker müssen für altersgerechtes Wohnen sensibilisiert werden", so Arnold. Auch die HTW, HWK, Verbraucherzentrale und Bausparkassen seien gefordert, und alternative Wohnformen müssten angeboten werden.

Arno Freygang vom Gewerbeverein Burbach sieht die Stadt mit dem Einzelhandelskonzept zur Unternehmensansiedlung auf dem richtigen Weg. Im Stadtteil müsse man jedoch etwas gegen dreckige Straßen tun. Es habe dort nicht immer so ausgesehen, sagt Freygang. Der BID Burbach, ein Zusammenschluss von Geschäftsleuten, um die Wettbewerbsfähigkeit des Stadtteils zu verbessern, hatte Mitarbeiter zum Säubern der Straßen beschäftigt und für die ansprechende Gestaltung leerstehender Geschäfte gesorgt. Aktuell ruhen die Aktivitäten wegen ungeklärter Rechtsfragen. Für die Zukunft wünscht sich Freygang vor allem ein Saarbrücken , das sich für eine Erneuerung des BID und des Burbacher Stadtbildes einsetzt: "Es muss auf jeden Fall etwas getan werden."

Zum Thema:

Auf einen BlickDie Wochen der Wissenschaft locken mit einem spannenden Thema: "Zukunftsstadt". In einer interaktiven Ausstellung, in Workshops und anderen Veranstaltungen wird demonstriert und überlegt, wie urbanes Leben künftig aussehen könnte. Das Ministerium für Bildung und Kultur des Saarlandes und die Kontaktstelle Wissenschaft der Landeshauptstadt Saarbrücken bieten über mehrere Wochen ein vielfältiges Veranstaltungsprogramm im Hauberrisser Saal des Rathauses St. Johann an. Programmhöhepunkt ist die interaktive Ausstellung "Zukunftsstadt", die bis 8. Oktober geöffnet ist. red

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