Mehr Krankenhaus-Betten in Saar-Kliniken gefordert

Saarbrücken · Wegen des aktuellen Engpasses an saarländischen Kliniken fordern Mediziner und Experten Bettenreserven. Das Gesundheitsministerium entgegnet, es werde auch bei vollen Krankenhäusern eine gute Behandlung garantiert.

Angesichts des aktuellen Engpasses in saarländischen Kliniken (die SZ berichtete) fordern Ärzte und Gesundheitsexperten mehr Betten. "Je höher die Auslastung, desto schwieriger ist es für uns, allen Patienten gerecht zu werden", sagt ein Facharzt, der anonym bleiben möchte, der SZ. Der Mediziner befürchtet, dass seine Klinik in Spitzenzeiten bei tragischen Ereignissen wie etwa einem Busunfall "Schwierigkeiten" bekommen könne. Der Chefarzt einer anderen Klinik, der ebenfalls nicht namentlich genannt werden will, sagt, je angespannter die Lage sei, desto mehr Fehler passierten.

Viele Ärzte wollten gerne Reserve-Betten bereithalten, erklärt Helmut Isringhaus, ehemaliger ärztlicher Direktor der SHG-Kliniken in Völklingen. Dafür bekämen sie aber auch schnell mal die Quittung von der Krankenhausplanung, die nicht genutzte Betten im nächsten Plan wieder abziehe. Dieses Dilemma hat auch Martin Dietrich, Professor für Gesundheitsmanagement an der Universität des Saarlandes , ausgemacht. Dietrich befürwortet aus wirtschaftlichen Gründen eine hinreichend hohe Auslastung von Krankenhäusern. Noch sehe er auch "keine kritische Situation" bei den saarländischen Kliniken . Der Experte warnt aber: "Dauerhaft zu hohe Auslastungen zu fahren, wäre unverantwortlich." Und auch er unterstreicht: "Überlastungen sind mit höheren Fehlern verbunden." Um das Fehler-Risiko zu verringern, solle man "die Wahrscheinlichkeiten von Spitzenphasen in der Bedarfsplanung höher gewichten." Wenn man also mehr Betten und dazugehöriges Personal einplane, fehle das Geld dieser "Versicherung" aber möglicherweise woanders. Das Gesundheitsministerium müsse im neuen Plan ab 2016 die Bettenzahl erhöhen, lautet dagegen die klare Forderung der Saarländischen Krankenhausgesellschaft.

Eine Sprecherin des Gesundheitsministerium sagt, man könne sich zur anstehenden Bettenplanung derzeit noch nicht äußern. Es bestehe aber kein Grund zur Sorge: Eine hohe Auslastung verschlechtere sich nicht automatisch die Qualität. Sollten Krankenhäuser in solchen angespannten Situationen keine hochwertige Versorgung leisten können, müssten die Träger sie für weitere Aufnahmen abmelden.

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