Mehr als 29 Pennäler pro Klasse

Saarbrücken. Nicht nur wegen der angekündigten Verschiebung von 42 Gymnasiallehrerstellen zu den Gesamtschulen (die SZ berichtete am Wochenende) gibt es derzeit Streit zwischen den Lehrerverbänden und Bildungsminister Klaus Kessler (Grüne)

Saarbrücken. Nicht nur wegen der angekündigten Verschiebung von 42 Gymnasiallehrerstellen zu den Gesamtschulen (die SZ berichtete am Wochenende) gibt es derzeit Streit zwischen den Lehrerverbänden und Bildungsminister Klaus Kessler (Grüne). Auch die Steigerung der Anmeldungen an den saarländischen Gymnasien für das Fünfte Schuljahr nach den Sommerferien, von 38,7 Prozent aller Anmeldungen an weiterführenden Schulen 2009 auf 41,2 Prozent in diesem Jahr, führt zu einer intensiven Kommunikation von Gymnasiums-Direktoren mit dem Minister.So berichtete ein Direktor, der seinen Namen wegen befürchteter Konsequenzen des Ministeriums nicht genannt haben wollte, dass das Ministerium ihm untersagt habe, eine weitere 5. Klasse zu bilden, obwohl die Anmeldungen an seiner Schule das geboten hätten. Der so genannte Klassenteiler, die Zahl der Schüler, die pro Klasse nicht überschritten werden darf, liegt bei 29 in den 5. Klassen. "Ein differenziertes Arbeiten ist mit so vielen Schülern gar nicht mehr möglich", klagte der Schulleiter. In Verhandlungen mit Kessler wolle er entweder eine weitere Klasse oder mehr Lehrerstunden herausholen. Der Leiter des Saarbrücker Otto-Hahn-Gymnasiums Gerd Brosowski hat dagegen Probleme mit den Zweigen. In der Mittelstufe hätten sich 42 Schüler für den Spanisch-Zweig und 40 Schüler für den naturwissenschaftlich-mathematischen Zweig entschieden. Er hätte allerdings laut Bildungsministerium nur drei Klassen bilden dürfen. "Wir können den Klassenteiler unter den Nöten der Zweigeinteilung nicht einhalten", so Brosowski. Deshalb habe er vier Klassen gebildet, müsse dafür aber bei den Arbeitsgemeinschaften kürzen.

Im Gymnasium am Stefansberg in Merzig hätte Direktor Albert Ehl bei 154 Anmeldungen sechs Klassen bilden können, was angesichts des fehlenden Raums nicht geht. Deshalb werden mit Genehmigung des Ministers in vier Eingangsklassen 31 Schüler und in einer 30 sitzen. Immer noch besser als die Schüler rauszulosen wie vor einem Jahr unter CDU-Ministerin Annegret Kramp-Karrenbauer, sagt man in Merzig. Kessler sieht die Überschreitung des Klassenteilers gelassen: "Nach dem Ende des fünften Schuljahrs ist die Lage sowieso wieder eine andere. Und es betrifft nur wenige Gymnasien", sagte Kessler der SZ.

Unterdessen kritisierte auch der Verband Deutscher Realschullehrer (VDR) Saar die von Kessler beabsichtigte Verschiebung von 33 Realschullehrerstellen zu den Gesamtschulen. Das sei ein eklatanter Verstoß gegen die Vereinbarungen im Koalitionsvertrag, erklärte VDR-Chefin Inge Röckelein.

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