Massenbewegung hat Saarbrücken erreicht

Saarbrücken · Prinzip eines „Bal moderne“ ist, dass Tänzer dem Publikum Sequenzen aus einem Bühnenstück vermitteln. In Saarbrücken können Tanzbegeisterte jetzt ausprobieren, was in Brüssel schon längst in Mode ist.

 Brüssel ruft und die Tänzer kommen: Der „Bal moderne“ ist in Saarbrücken angekommen. Foto: Bal Moderne/Brüssel

Brüssel ruft und die Tänzer kommen: Der „Bal moderne“ ist in Saarbrücken angekommen. Foto: Bal Moderne/Brüssel

Foto: Bal Moderne/Brüssel

Eine zeitgenössische Tanzchoreografie, die kann man doch nicht mal eben so lernen? Wer einmal an einem "Bal moderne" teilgenommen hat, wird schmunzeln: Doch, das kann man und sogar mit großem Vergnügen! In Brüssel , wo diese Tanzform besonders populär geworden ist, strömen regelmäßig Hunderte zu den "Bals modernes" in Kulturzentren oder auch auf städtischen Plätzen. Natürlich kommen sie nicht, um "Spitzentanz" zu lernen, aber doch Tänze von renommierten Choreografen wie Anne Teresa de Keersmaker oder Wim Vandekebus, die diese eigens für den "Bal moderne" kreieren.

Das Kunststück der Profis besteht eben darin, ihre Tanzstücke interessant, aber nicht zu schwierig zu gestalten. In der Regel sind es Schritt- und Bewegungsfolgen von drei Minuten, die die Choreografen , unterstützt von vielen Profi-Tänzern, den Teilnehmern portionsweise innerhalb von einer Dreiviertelstunde beibringen. Drei stilistisch ganz unterschiedliche Tänze, meist zu Pop-Musik, aber auch zu Klassik, werden an einem Abend oder Nachmittag vorgestellt.

Gelernt wird auch hier nach der Devise vormachen - nachmachen, doch viel entspannter als in einem klassischen Tanzschulkurs, viel entkrampfter als in einer Disko. Ob man schon Vorerfahrungen mitbringt oder nicht, spielt keine Rolle. Im Getümmel fallen "Fehler" kaum auf. Mal tanzt man allein, mal mit einem oder mehreren Partnern - einsam fühlt man sich hier auf jeden Fall nicht. In den Pausen zwischen den Tänzen kann man sich an der Bar erfrischen. Oft endet der "Bal moderne" in einer ausgelassenen Party, bei der man neben dem frisch gelernten auch Freestyle tanzen kann.

Entstanden ist der "Bal moderne" 1993 in Paris . Ein "Bal" galt damals als eine völlig altmodische Sache für Gestrige, die zu Musette-Musik ihre Runden drehten, erinnert sich der damalige Tänzer und Kulturorganisator Michel Reilhac, der das Konzept des "Bal moderne" erfand. Zu den ersten "Bals modernes", die Reilhac im Foyer des Théâtre du Chaillot veranstaltete, kamen gleich 700 Pariser, während er Mühe hatte, Choreografen zu finden. Doch die wenigen, die bereit waren, sich auf die Arbeit mit Laien einzulassen, waren bald begeistert: Merkten sie doch, dass der "Bal moderne" ein außergewöhnliches Gemeinschaftserlebnis bietet und zugleich die Hemmschwelle vor der Begegnung mit zeitgenössischer Tanzkunst senkt.

1996 lud die Compagnie Rosas den Pariser "Bal moderne" erstmals nach Brüssel ein. Ab dem Kulturhauptstadt-Jahr 2000 hat sich dann in Belgien eine eigenständige "Bal-moderne"-Truppe etabliert. Von Reilhac "autorisiert" trugen die Pariser und Brüsseler das "Bal moderne"-Konzept seitdem rund um die Welt: In 200 Städten in 20 Ländern haben laut Théâtre du Chaîllot seit dem Start vor 20 Jahren rund 200 000 Menschen beim "Bal moderne" getanzt. Jetzt hat diese Massenbewegung also endlich auch Saarbrücken erreicht, dank Stijn Celis, der wie viele andere Choreografen auch, einen "Bal moderne" nach seinem eigenen Konzept auf die Beine stellt.

"Bal moderne" in der Alten Feuerwache, am Donnerstag, 18., und Samstag, 20. Dezember, jeweils 19.30 Uhr. Tickets zum Preis von 5 Euro sind an der Vorverkaufskasse des Staatstheaters, Schillerplatz 2, 66111 Saarbrücken , oder an der Abendkasse erhältlich.

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