Marktbummel auf der Theaterbühne
Saarbrücken. Eigentlich wollten sie nur eine ganz normale Stadtführung über den St. Johanner Markt mitmachen, erzählen die drei älteren Damen. Warum sie sich dafür am Eingang des Staatstheaters einfinden sollten, habe sie schon gewundert. Sichtlich irritiert schauen sich sich nun auf dem Markt um. Denn der sieht zwar ziemlich echt aus, ist aber "nur" Kulisse"
Saarbrücken. Eigentlich wollten sie nur eine ganz normale Stadtführung über den St. Johanner Markt mitmachen, erzählen die drei älteren Damen. Warum sie sich dafür am Eingang des Staatstheaters einfinden sollten, habe sie schon gewundert. Sichtlich irritiert schauen sich sich nun auf dem Markt um. Denn der sieht zwar ziemlich echt aus, ist aber "nur" Kulisse". Regisseur Sebastian Welker hat Saarbrückens "Gudd Stubb" als Schauplatz für die Familienoper "Aladin und die Wunderlampe" geradezu fotorealistisch exakt auf der großen Staatstheater-Bühne nachbauen lassen. 43 Besucher stürmten nun mit dem Stadtführer ihm am Sonntag auf die Bühne. Manche wollen sich im Anschluss auch die Oper ansehen, andere reizte es vor allem, mal hinter die Kulissen zu gucken.
Während einige Besucher neugierig die hölzernen Fassaden befingern, die eingebauten Fenster aufklappen und den Orchestergraben inspizieren, legt Stadtführer Friedrich gleich los. Denn er hat nur eine halbe Stunde Zeit, um sein umfangreiches Wissen über die Historie des realen St. Johanner Marktes an den Mann und die Frau zu bringen. Nicht alle Häuser seien von Baumeister Stengel so entworfen worden, stellt Friedrich klar. Einigen habe man auch erst 1938 ein barockes Aussehen verpasst. Und wer weiß schon, dass es ein Pfälzer Fürst namens Karl II. August war, dessen Konterfei an einigen Fassaden für die Biermarke Karlsberg wirbt? Auch von Regisseur Welkers Idee, seinen Aladin als Einwanderer mit Dönerbude darzustellen, kann Friedrich einen Bogen schlagen zur realen Historie. Viele Saarbrücker hätten österreichische Vorfahren oder auch Schweizer, wie etwa die Brauer-Familie Bruch, erzählt Friedrich. Auch seien viele Prominente in den vergangenen Jahrhunderten durch Saarbrücken gekommen: Casanova, Goethe, Mozart, Buffalo Bill ebenso wie der preußische Generalfeldmarschall von Moltke, der in seinen Briefen aus der Türkei, "Unter dem Halbmond", erstmals in der Geschichte einen Döner beschrieben habe. "Was der alles für Verbindungen herstellt", sagt eine Frau voller Bewunderung für den Stadtführer, der seine Gruppe nach dem Auftakt auf der Bühne noch weitere 45 Minuten durch die "echte" historische Altstadt geleitet.