„Man ist komplett im Hier und Jetzt und kann total abschalten“

Saarbrücken · Am eigenen Leib wollte SZ-Mitarbeiterin Kerstin Joost-Schäfer erfahren, wie sich ein Trommelworkshop bei Karin Graf anfühlt. Im Selbstversuch griff sie kurzerhand zur Djembe.

 Trommeln macht ihr gute Laune: Karin Graf hat ihre Leidenschaft zum Beruf gemacht und trommelt professionell. Foto: Iris Maurer

Trommeln macht ihr gute Laune: Karin Graf hat ihre Leidenschaft zum Beruf gemacht und trommelt professionell. Foto: Iris Maurer

Foto: Iris Maurer

Schon im Hof der Häuser Deutschherrenpfad 14-20 hört man das Dumdum der Trommeln. Hier bin ich also richtig. Mit der Trommelfrau Karin Graf will ich mich nicht nur über ihre Kurse unterhalten, sondern hautnah die Wirkung des Trommelns spüren. Als ich den an der großen Wand verspiegelten und mit Holz ausgelegten Raum betrete, habe ich gleich ein angenehmes Gefühl: so viel Licht, so viel Weite. Die Kursteilnehmer sitzen im Kreis, zwischen den Knien jeweils eine westafrikanische Djembe. Man macht mir Platz in der Runde, los geht's.

Den Rhythmus hab' ich schnell raus, getrommelt wird dreistimmig. Ich suche mir den leichtesten Rhythmus aus, und es dauert nicht lange, bis ich entspanne, fast in eine Art Trance falle. Immer schneller schlagen die Hände die Trommel, ich fühle mich mitgerissen in diesem Wirbel, bis alles - Karin Graf gibt das Zeichen - mit einem Schlag endet. Wow! Das hat Spaß gemacht. Nun holt die Trommelfrau drei afrikanische Basstrommeln - wer will die gegen die Djembe tauschen? Die dunklen Töne ergänzen nun die Djemben-Trommler, und mancher wagt sogar ein Solo.

Man darf sich hier was trauen, übermütig sein. Denn es geht nicht um richtig oder falsch in Karin Grafs Trommelkursen, sondern um das Spüren der Töne, um Gefühle, die durch das Trommeln aus dem Inneren nach außen strömen dürfen. Steffen (46) trommelt seit eineinhalb Jahren und hat vorher noch nie ein Instrument gespielt. "Man ist komplett im Hier und Jetzt und kann total abschalten", erklärt er seine Faszination. "Trommeln ist etwas Sinnliches," ergänzt Sandra (44), "die Töne kommen direkt von der Djembe in meine Hände." Ganze Familien trommeln bei Karin Graf. Holger ist zwar erst ein halbes Jahr dabei, aber "total infiziert", seine Frau trommelt ebenfalls, und Tochter Lilly ist laut Karin Graf ein "Naturtalent".

"Auch für Kinder ist das Trommeln gut", erklärt die Trommellehrerin, "sie schulen Rhythmik, Motorik , Aufmerksamkeit und Achtsamkeit." Auch die "Techniker" sind bei Graf an der richtigen Adresse. Stefan (49) und Pascal (35), beide Schlagzeuger, sind der Meinung, dass es wenige Lehrer gibt, die technisch so versiert sind wie Karin. Und für die Lehrerin Margarethe (29) bieten die Trommelstunden wunderbare Anregungen für ihren Unterricht.

Zum Abschluss meiner Schnupperstunde gibt es noch ein Bonbon: Mit vollem Körpereinsatz demonstrieren Jana und Karin das Workout "Fit4Drums". "Trommeln macht mich lebendig", erklärt Karin Graf ihre Leidenschaft. "Als ich zum ersten Mal eine Trommel berührte, wusste ich: Das ist meine Heimat."

Inzwischen hat sie bei ihren Auslandsaufenthalten (Graf studierte an der Musikhochschule Havanna) und Reisen nach Kuba und Afrika einen echten Schatz an Trommeln zusammengetragen: Neben den Djemben und Basstrommeln finden sich auch Congas, Cajons und sogar die seltene Bata-Trommel aus Kuba in ihrer Perkussions-Schule.

Infos zu ihren Workshops, den Kursen und zum Workout (mit Sound-Beispielen) unter www.karin-graf.com

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