Mal Prinzessin, mal Engel, mal Hexe

Saarbrücken · An einigen Grundschulen in Saarbrücken gibt es besondere Förderprogramme für Kinder aus Roma-Familien. Sie bekommen regelmäßig Deutschunterricht von der gebürtigen Rumänin Rodica Wollscheid.

Rodica Wollscheid sieht auf jedem Bild anders aus. Mal ist sie Prinzessin, mal Engel, mal Hexe. Die Roma-Kinder aus Bulgarien und Rumänien, die in die offene Ganztagsgrundschule Weyersberg gehen, haben sie gemalt. Rodica ist ihr "guter Geist". Jeden Tag bringt sie ihnen nach den regulären Schulstunden Deutsch bei. Bis zu 20 Kinder treffen sich dann in einem Klassenraum, um mit ihr zu arbeiten oder auch zu spielen. Man kann es spüren: Die gebürtige Rumänin liebt ihre Arbeit. "Ich schimpfe mit jedem, küsse auch jeden", sagt sie. Das Unterrichtskonzept aus Verständnis und Menschlichkeit geht auf. Als Julia Beer, Rektorin der Grundschule Weyersberg, über das Roma-Projekt "Schule: d/eine Chance" spricht, betont sie die wichtige Funktion Rodica Wollscheids. Sie ist auch das Bindeglied zu den Eltern der Roma-Kinder. Nicht nur an der Weyersbergschule. An der Grundschule Wallenbaum beispielsweise inszeniert sie zusammen mit Barbara Seithe die Geschichte von "Matuya", der Feenkönigin, die dem Zigeuner zur Geige verhilft. Das ist Sprachförderung auch für Mütter der Roma-Kinder. Was an der Weyersbergschule begann, gibt es inzwischen neben der Wallenbaumschule auch an der Gesamtschule Saarbrücken-Ludwigspark und an der Montessori-Grundschule Rußhütte: Förderung für Roma-Kinder. Das Geld dafür kommt aus dem Bundesprogramm "Toleranz fördern - Kompetenz stärken" und reicht erst einmal für 2013.

Die Weyersbergschule hat 400 Schülerinnen und Schüler, 25 von ihnen sind Roma. Als Rektorin Beer bemerkte, dass es in Roma-Familien nicht nur an Sprachkenntnissen fehlte, sondern auch an Wissen über das deutsche Schulsystem und vor allem die Schulpflicht in Deutschland, hat sie sich Hilfe gesucht. Und sie auch vom Büro für Zuwanderung und Integration der Landeshauptstadt Saarbrücken bekommen. Dessen Leiterin Veronika Kabis findet es "richtig, bei Bildung anzusetzen." Und Julia Beer hofft, dass es sich rumsprechen wird, dass es in Saarbrücken besonders viele Möglichkeiten gibt für Roma-Kinder. In ihrer Schule strebt sie eine gesonderte Eingangsklasse für sie an, um sie an die Schule zu gewöhnen. Und sie freut sich, dass der gewünschte und erforderliche Schulsozialarbeiter bald seine Arbeit aufnehmen wird.

Das Fördergeld aus dem Bundestopf für die vier Saarbrücker Schulen beträgt insgesamt knapp 20 000 Euro. Regionalverband und Stadt Saarbrücken steuern zudem mal 2000 Euro, mal 700 Euro bei.

Wie es nach dem Auslaufen der Förderung weitergehen wird, ist noch ungewiss. Veronika Kabis verweist auf das Bildungsministerium. Und die Stadt Saarbrücken sorgt für wissenschaftliche Unterstützung: Anfang kommender Woche stellen die Grundschule Weyersberg und die Montessori-Schule Rußhütte ihr Roma-Projekt bei der Bundeskonferenz der Integrationsbeauftragten vor, die in Saarbrücken stattfindet. Am 13. Juni gibt es an der HTW (Fakultät für Sozialwissenschaften) eine Veranstaltung mit dem Titel "Teilhabe - auch für Roma?". Im Schulalltag der Weyersbergschule wird die Frage bereits mit "ja" beantwortet.

grundschule-weyersberg.de

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort