Luft ist besser, aber noch nicht raus

Saarbrücken · Seit 40 Jahren gibt es im Saarland ein Umweltministerium, acht Minister und zwei Ministerinnen bekleideten bereits den Posten des Ressortchefs. Der aktuelle Minister Reinhold Jost (SPD) zieht eine positive Bilanz.

 Günther Schacht (23.01.74-9.07.84). Foto: SZ

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. Sekt wird sprudeln bei der Festveranstaltung, die Umweltminister Reinhold Jost (SPD) morgen Abend im Saarbrücker Schloss anlässlich des 40-jährigen Bestehens des Saar-Umweltministeriums gibt. Und es gibt gute Gründe, dieses Datum zu feiern. "Es ist in der Tat vieles besser geworden in diesen 40 Jahren. Die Saar ist sauberer, die Nebenflüsse sind sauberer, die Luftbelastung ist wesentlich geringer", sagte Jost der SZ. Investitionen in Luftreinhaltungsmaßnahmen in "Milliardenhöhe" bei der Dillinger Hütte, Halberg Guss und anderen Firmen hätten dies bewirkt, so Jost. "Wir haben die Einstellung der Menschen zur Umwelt verändert. Dass es selbstverständlich ist, seine Natur mit einem besonderen schutzwürdigen Blick zu sehen", sagte Jost. Das Saarland brauche trotz dieser Erfolge weiter ein Umweltministerium, "weil das, was wir angefangen haben, noch lange nicht zu Ende geführt ist. Es gibt noch viele Baustellen", so der Ortsvorsteher Siersburgs. Es gehe darum, das Verhalten des Einzelnen dahingehend zu ändern, "dass man seinen Müll nicht achtlos in die Landschaft schmeißt". Oder dass man, wenn man Auto fahre, "aufpasst, dass man nicht in die Natur rinklunscht".

Jost forderte erneut, dass der "höchst störanfällige Reaktor in Cattenom" vom Netz müsse. 750 Störfälle im grenznahen AKW seit 1986, die zur Abschaltung geführt hätten, sprächen für sich. Es müsse weitere Überzeugungsarbeit in Frankreich geben. Jost erklärte, dass er 1986 als Juso bei der Protest-Demo gegen die Inbetriebnahme des AKW dabei gewesen sei. Seine Ablehnung der Atomenergie habe bewirkt, dass er sich SPD und Umweltbewegung angeschlossen habe, er sei Vize der Saar-Naturfreunde gewesen. "Ich habe in den 80er Jahren bei der Aktion Strom ohne Atom einen Strommast besetzt", betonte der Minister.

Beim Festakt im Schloss sitzt auch Ex-Umweltminister Stefan Mörsdorf (CDU) beim Talk der Alt-Ressortchefs mit auf dem Podium, der in der Peter-Müller-Alleinregierung (1999-2009) das Amt innehatte. Mörsdorf, jetzt Geschäftsführer der Europa-Akademie Otzenhausen, sagte: "Das Umweltministerium hat eine Existenzberechtigung, weil es jetzt um Nachhaltigkeit und Vorsorge geht." Das meint auch Christoph Hassel, Saar-BUND-Chef. Man stehe vor großen Herausforderungen, Klimawandel, Energiewende und Naturschutz unter einen Hut zu bringen. Wirtschafts- und Umweltministerium behinderten sich jedoch. Das sei bei Jamaika besser gewesen, als Energie- und Verkehrs-Kompetenz bei Umweltninisterin Simone Peter (Grüne) lag. Der Chef des Naturschutzbundes Saar, Uli Heintz sagte: "Wir benötigen für unsere Zukunft eine Ressort-übergreifende, an Nachhaltigkeit ausgerichtete Politik und gesellschaftliche Entwicklung." Ein Ressortministerium, mit welchen Teilkompetenzen auch immer ausgestattet, werde dies nicht leisten können, so Heintz.

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