Löhne für Behinderte gehen zurück

Saarbrücken. Die Löhne für behinderte Beschäftigte in den Werkstätten für behinderte Menschen (WfbM) sind im Saarland in den letzten Jahren deutlich gesunken

Saarbrücken. Die Löhne für behinderte Beschäftigte in den Werkstätten für behinderte Menschen (WfbM) sind im Saarland in den letzten Jahren deutlich gesunken. Wie aus einer der SZ vorliegenden Statistik der Bundesarbeitsgemeinschaft (BAG) der Werkstätten hervorgeht, sank der durchschnittliche monatliche Werkstattlohn von 216,23 Euro im Jahr 2008 auf 212,60 Euro in 2009 und 200,04 Euro in 2010.Dies entspricht einer Lohnkürzung um insgesamt rund 7,5 Prozent. Das Saarland weist damit den mit Abstand höchsten Lohnrückgang aller Bundesländer auf. Nur in Mecklenburg-Vorpommern (-4,8 Prozent) und in Rheinland-Pfalz (-1,1 Prozent) sind die Werkstattlöhne zwischen 2008 und 2010 ebenfalls gesunken. In allen anderen 13 Bundesländern sind sie unter dem Strich gestiegen. Allerdings waren die Werkstattlöhne an der Saar im Jahr 2008 auch noch die höchsten bundesweit. Inzwischen ist das Saarland auf Platz 5 zurückgefallen. "Spitzenreiter" war im Jahr 2010 Bremen mit einem durchschnittlichen Werkstattlohn von 218,29 Euro.

Die Löhne der Beschäftigten sind vom Arbeitsergebnis der Werkstätten abhängig. Darunter versteht man deren Einnahmen abzüglich ihrer Ausgaben. Zu den Einnahmen gehören neben den Umsätzen insbesondere die Tagessätze, die das Land den Werkstätten für deren behinderte Beschäftigte zahlt. Nach Angaben der Landesarbeitsgemeinschaft der Werkstätten wurden diese Sätze, die einen erheblichen Teil der Eingliederungshilfe für Behinderte darstellen, zuletzt nicht mehr gemäß der Preissteigerungsrate angehoben. So habe es im Jahr 2011 eine Nullrunde gegeben. In diesem und im nächsten Jahr würden die Sätze um je ein Prozent erhöht. Man habe zudem die Tagessätze gekürzt, die das Land den Werkstätten für Teilzeit-Beschäftigte zahlt. Dabei habe es sich um mehrere hundert Fälle gehandelt.

Beschäftigte, die 20 Jahre in den Werkstätten gearbeitet haben, erhalten neben dem Werkstattlohn eine Erwerbsminderungsrente. Wer noch nicht so lange dort arbeitet, erhält die Grundsicherung bei Erwerbsminderung. Die Werkstattlöhne werden großenteils auf die Grundsicherung angerechnet. Wenn also die Löhne sinken, erhöhen sich die Ausgaben der Landkreise als Träger der Grundsicherung.

Der Geschäftsführer des Landkreistags, Martin Luckas, warnte das Land davor, durch Einsparungen bei den Kostensätzen sinkende Werkstattlöhne und damit steigende Ausgaben der Landkreise für die Grundsicherung herbeizuführen. "Das wäre ein bisschen wie linke Tasche, rechte Tasche", sagte Luckas der SZ. Wenn Kosten nur vom Land auf die Kommunen verlagert würden, komme es nicht zu Einsparungen für die öffentliche Hand insgesamt. Foto: privat

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