Liebe zum Film ist ungebrochen

Saarbrücken · Albrecht Stuby genießt seinen Ruhestand. Denn plötzlich fiel der ganze Druck des Berufslebens von ihm ab. Jetzt kann der frühere Leiter des Filmhauses und Vater des Max-Ophüls-Festivals ins Kino gehen, wenn er Lust dazu hat. In der Rente genieße er die Ruhe, sagt Stuby.

 Albrecht Stuby leitete das Filmhaus und initiierte das Ophüls-Filmfestival. Im Hintergrund ist ein Gemälde aus der Galerie des Filmhauses zu sehen, das heute in seinem Wohnzimmer hängt. Die Kuh verkörpere das Ironische, das seiner Arbeit stets innegewohnt habe. Foto: Becker&Bredel

Albrecht Stuby leitete das Filmhaus und initiierte das Ophüls-Filmfestival. Im Hintergrund ist ein Gemälde aus der Galerie des Filmhauses zu sehen, das heute in seinem Wohnzimmer hängt. Die Kuh verkörpere das Ironische, das seiner Arbeit stets innegewohnt habe. Foto: Becker&Bredel

Foto: Becker&Bredel

Als Albrecht Stuby 2010 in Ruhestand ging, war das eine große Party. "Der König der Filmstadt tritt ab", titelte unsere Zeitung. Vier Oberbürgermeister machten dem Erfinder des Max-Ophüls-Filmfestivals die Aufwartung. Kaum ein städtischer Beamter kann mit so viel Aufmerksamkeit rechnen, wenn er in Rente geht. Stuby war der Vater des Festivals, der Vater des Filmhauses und machte Saarbrücken zu einer viel beachteten Stadt für Cineasten nicht nur aus Deutschland.

Als Sie damals vom Rathaus nach Hause gingen, was fühlten Sie, als die Gäste weg waren und das Berufsleben vorbei war? "Ich hatte keine Depression. Der Druck fiel von mir ab, es ging mir gut", sagt Stuby. Der 70-Jährige wirkt völlig entspannt, sitzt in einer gemütlichen Kaffee-Ecke in seiner Wohnung in der Hafenstraße und kann aus dem Fenster auf die Saar und "seine" Stadt schauen. Die liebt er. Seit 30 Jahren führt er eine Fernbeziehung mit seinem Partner in Mannheim , seit sieben Jahren sind sie verheiratet. Trotzdem lebt jeder für sich, von Wochenende zu Wochenende verbringen die beiden Zeit in Mannheim oder Saarbrücken . "Das lässt uns Freiraum, den wir beide genießen", sagt er und empfand die Pensionierung genauso. "Ich bin nicht in Trauer gewesen. Ich war immer sehr ausgeglichen, hatte noch einige Wochen meinen Nachfolger eingearbeitet und es sehr genossen, nicht mehr zuständig zu sein."

Und ja, er gehe noch ins Kino. Seine Leidenschaft gelte noch immer dem Film. Aber nicht mehr dem Filmhaus, mit dem er sich nicht mehr identifizieren könne. Zum Max-Ophüls-Festival gehe er aber und äußere sich durchaus kritisch: "Insgesamt bin ich aber sehr zufrieden. Gabriella Bandel macht ihre Sache sehr gut", lobt er. "Ich war froh, als ich nichts mehr damit zu tun hatte. Denn es ist schon Stress. Ständig überlegt man, ob man gute Filme hat, ob die gut ankommen." Jetzt sei er Beobachter, gehe ins Kino, wann er Lust habe und lese mehrere Tageszeitungen am Tag. "Ich verfolge alles sehr aufmerksam. Zur ‚Stadtmitte am Fluss' habe ich kritische Youtube-Filme gemacht, aber in letzter Zeit weniger", gibt er zu. Den Abriss von Walters Eck habe er verhindern wollen, das sei auch nicht gelungen. C'est la vie. In Saarbrücken ist Stuby heute Beobachter, nicht immer stumm, aber leise. Die Debatte um den Kulturdezernenten sieht er entspannt. Man solle der neuen Aufgabenverteilung eine Chance geben, meint der Mann, der in Saarbrücken als einfacher Stadtbeamter startete, später das Filmamt leitete und abends im Filmhaus die Karten abriss. Das ist alles vorbei. Aber Stuby geht es prima. "Im Ruhestand genieße ich vor allem die Ruhe", grinst er.

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