Liebe und Lust am Abenteuer

Saarbrücken/Neunkirchen · Die wahre Geschichte eines bekannten amerikanischen Verbrecherpaares lieferte die Idee: Holger Schober hat daraus ein Stück über Jugendarbeitslosigkeit, soziale Verwahrlosung, Gewalt und wahre Liebe entwickelt.

 Ida Jacobi und Benedikt Paulun proben im Theater im Viertel für das Stück "Clyde und Bonnie". Beide kommen aus der regionalen Amateurtheaterszene. Foto: Oliver Dietze

Ida Jacobi und Benedikt Paulun proben im Theater im Viertel für das Stück "Clyde und Bonnie". Beide kommen aus der regionalen Amateurtheaterszene. Foto: Oliver Dietze

Saarbrücken/Neunkirchen. B-Movie fürs Theater? Gibt's! "Clyde und Bonnie" heißt das Theaterstück in Anlehnung an das amerikanische Verbrecherpaar, dessen Schicksal mehrfach verfilmt wurde. Dieter Desgranges, der Holger Schobers Theaterkrimi nun als Eigenproduktion des Theaters im Viertel (TiV) auf die Bühne bringt, hat für seine Inszenierung ebenfalls ein Filmchen in Auftrag gegeben: Der von dem jugendlichen Rehlingen-Siersburger Team "Muhvie Länd Studios" realisierte stimmungsvolle Trailer läutet die Vorstellungen ein und ist aktuell sogar als Vorfilm im Kino Achteinhalb zu sehen. Witziges Stück, ernstes Thema: Holger Schober, 2006 mit seinem Stück "Hikikomori" für den Deutschen Jugendtheaterpreis nominiert, nahm die wahre Geschichte der historischen Vorbilder zum Anlass, um daraus ein Theaterstück der Gegenwart zu schreiben. Es handelt von Jugendarbeitslosigkeit, sozialer Verwahrlosung, Gewalt und wahrer Liebe. Bonnie heißt wirklich Bonnie, Clyde heißt eigentlich Werner. Die beiden kommen aus zerrütteten Verhältnissen.Sie sind jung, verliebt, rauben Banken aus - oder tun sie das nur in ihrer Fantasie? Ob die beiden Kino-Fans, die ständig in Filmzitaten schwelgen, wirklich ein schießwütiges Gangsterpärchen sind oder nur Realitätsflucht begehen, das bleibt bei diesem verschachtelt erzählten Stück bis zum Ende offen. Die Handlung vermittelt sich über Rückblenden und Nebenschauplätze: Die Zuschauer erleben Clyde und Bonnie bei einer Serie von Banküberfällen und beobachten sie in Therapie-Sitzungen. Sie sind dabei, wie sie sich in einer Videothek kennenlernen und auf dem Rücksitz eines Autos den ersten Sex haben. Und rätseln, wer die Frau ist, die Clyde in einer Bar trifft und die ihm die schaurige Frage stellt: "Schon mal mit dem Tod getanzt, Fremder?"

Seine jungen Darsteller hat Desgranges, künstlerischer Leiter des TiV, in der regionalen Amateurtheater-Szene gefunden: Ida Jacobi, 19, kommt aus Neunkirchen und spielt bei der Kulisse Wiebelskirchen; der bald 22-jährige Benedikt Paulun ist aktiv in der Evangelischen Theatergruppe Wehrden-Geislautern und sammelte bereits Erfahrungen in den Jugendclubs des Theaters Überzwerg und des Saarländischem Staatstheaters. Die beiden agieren als naive Jugendliche ohne Unrechtsbewusstsein, die aus Liebe und Lust am Abenteuer in eine fatale Situation geraten und ihre Taten mit politischer Motivation rechtfertigen. Ob die familiäre Tristesse der wahre Auslöser ist? Das eben schätzt Desgranges an dem Stück: "Der soziale Hintergrund wird nicht ausgewalzt. Es ist eine Momentaufnahme zweier Jugendlicher, die einander brauchen - faszinierend wegen der vielen Ebenen, die unterschiedlich interpretiert werden können."

Die Inszenierung läuft als Kooperation mit dem Regionalverband Saarbrücken: Die Premiere startet im Anschluss an das Streetball-Turnier auf dem Landwehrplatz.

Premiere: Samstag, 23. Juni, 18.30 Uhr, TiV. Wieder: Freitag/Samstag 21./22. September, Sonntag, 14. Oktober, jeweils 19 Uhr. Karten, Infos: Tel. (06 81)

3 90 46 02.

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