Lichtkunst huldigt Stengels Können

Saarbrücken · Friedrich Joachim Stengel baute die Ludwigskirche auch nach den Regeln der Musik. Ein Zusammenspiel von Licht, Klang und Text sollte zeigen, wie sich musikalische Gesetzmäßigkeiten in dem Bauwerk spiegeln.

Saarbrücken. Dicht bevölkert war das Foyer der Staatskanzlei am Montagabend. Der Zuspruch sei größer als erwartet, sagte Gastgeber Jürgen Lennartz erfreut. Der Staatskanzleichef stimmte das Auditorium auf eine Klang- und Licht-Installation der Ludwigskirche ein, "wie sie Saarbrücken noch nicht gesehen hat".

"Die Ludwigskirche ist ein Wunderwerk der Architektur, der Ludwigsplatz der schönste Platz im Land", schwärmte Kurt Bohr, der Vorsitzende der Saarländischen Gesellschaft für Kulturpolitik (KuPo), und gab das Wort an den "geistigen Urheber der Veranstaltung", den Ludwigskirchen-Fachmann Dieter Heinz, weiter.

In einer KuPo-Publikation über Friedrich Joachim Stengel (1694 - 1787) hatte der Kulturgeschichtsprofessor jüngst gezeigt, dass sich der Baumeister des barocken Saarbrückens von musikalischen Gestaltungsprinzipien hat leiten lassen. Dieter Heinz hat angeregt, dies für Besucher sichtbar zu machen. Heinz' vitale Ausführungen wurden nun das eigentliche Glanzlicht der montäglichen Premiere.

Virtuos spannte der Wissenschaftler einen Bogen von den Proportionen der ägyptischen Pyramiden über den Jerusalemer Tempel zur draußen vor der Tür ihrer Illumination harrenden Ludwigskirche.

Architekt Stengel sei einer der Letzten gewesen, der in naturgegebenen Größenverhältnissen gebaut und bei der Ludwigskirche "musikalische Proportionen" verwirklicht habe, sagte Heinz. Demnach erhebe sich Saarbrückens Wahrzeichen nach den Gesetzmäßigkeiten eines Dur-Akkords gen Himmel.

Nun war die Reihe an dem Komponisten und Ludwigskirchen-Organisten Theo Brandmüller, der Parallelen zwischen Johann Sebastian Bachs Es-Dur-Triosonate (BWV 526) und seiner eigenen Komposition "Innenlicht" (Uraufführung 1983, Kathedrale von Chartres) zu den Stengel'schen Gestaltungsprinzipien erläuterte.

Genug der Worte, hinaus zur Ludwigskirchen-Erleuchtung. Was sich dort abspielte, mochte freilich den zuvor hoch geschraubten Erwartungen nicht so recht genügen. Wer ein packendes Erlebnis für Auge und Ohr erwartet hatte, wurde enttäuscht. Zu Brandmüller'schen Orgelklängen ertönten bei dem ziemlich trockenen wissenschaftlichen Spektakel - Entwicklung Burkhard Detzler, Andreas Brandolini; Realisierung Bauer Eventtechnik - von einer Tonbandstimme - Text: Karsten Neuschwender, Dieter Heinz - Erläuterungen zu erwähnten musikalisch-mathematischen Proportionen - unter gleichzeitiger Anstrahlung entsprechender Fassaden-Areale. Vor allem stellte sich die Frage, ob sich derart komplexe Zusammenhänge in einer solch knappen Darstellung einem interessierten Laien erschließen.

Der darf als nächtlicher Flaneur zwei Euro in den Geldschlitz des Automaten vor der Staatskanzlei werfen, um seine ganz private Kirchen-Illumination in Gang zu setzen.

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