„Lesungen sind das Salz der Literatur“

Saarbrücken · Sind Lesungen noch gefragt? Die gängige Meinung ist, dass gerade junge Menschen sich weniger mit Literatur befassen. Ist es da sinnvoll, noch Lesungen anzubieten? Heute kommt Mechthild Borrmann mit ihrem neuen Roman „Trümmerkind“ zu Bock & Seip. Wird sie ein großes Publikum haben? Die SZ hat Veranstalter von Lesungen nach ihren Erfahrungen gefragt.

"Lesungen laufen bei uns immer sehr gut, man hat ein Gesicht zum Buch", sagt Ludwig Hofstätter. Er ist wohl einer der erfahrensten Organisatoren von Lesungen in Saarbrücken . Seit 1985 bietet der Buchhändler Autoren ein "wunderbares Forum", um sich vorzustellen. Die Lesungen seien fast immer ausverkauft. "Der finanzielle und organisatorische Aufwand ist natürlich groß." Aber Hofstätter ist überzeugt von dem Format. Anders sehen das Buchhändler wie Dörte Heinrich, Geschäftsführerin von Bock & Seip. Sie hat mehr mit Schwierigkeiten zu kämpfen. "Es kommt immer auf das Buch an. Natürlich muss es ein gutes Buch sein, welches die Leser berührt hat, oder ein erfolgreicher Autor", sagt Heinrich. Der Schwerpunkt bei Bock & Seip liege bei den Regionaltiteln. Bei der Planung müsse man natürlich auf Konkurrenztermine achten wie Fußball. Bei Schnee wäre es auch nicht verwunderlich, wenn das Publikum ausbleibt. Ulrich Hoffmann von der Buchhandlung Hoffmann bietet sechs bis acht Lesungen im Jahr und bestätigt: "Es wird immer schwieriger, ganz unbekannte Autoren machen wir gar nicht mehr", sagt er. Oft hätten sie sich mehr Publikum erhofft. "Mittlerweile kooperieren wir oft zum Beispiel mit Leidinger und bieten Trinken und Fingerfood an oder verbinden Lesen mit Musik", sagt Hoffmann. Damit könne man das Publikum noch locken. Für Ludwig Hofstätter ist das keine Option. Er möchte aus den Lesungen keine "Events" machen, sein Fokus liegt auf literarischen Lesungen. Eine klares Meinungsbild kommt auch von Bernd Nixdorf vom Künstlerhaus: "Lesungen sind das Salz der Literatur. Im Idealfall erfahren die Autoren hier eine direkte und unverblümte Rückmeldung durch ihre Leserschaft, die wiederum umgekehrt sich ein Bild der Persönlichkeit des Autors machen kann", sagt der Veranstalter und Autor von Erzählungen und Essays. Es sei zudem ein Orientierungsweg in der unübersichtlichen Welt der Buchveröffentlichungen. "Vom einseitigen Produzieren oder Konsumieren weg und hin zum Diskurs. Das Interesse daran ist es, warum Lesungen heute vielleicht sogar stärker als früher funktionieren", sagt Nixdorf. Dass sich am Leseverhalten wenig geändert hat, darin sind sich fast alle einig. Heinrich bemerkt lediglich eine Hinwendung zu Sachbüchern wie "Darm mit Charme", sonst würden aber einfach gute Titel entscheiden. "Diesen Herbst gibt es einige tolle Veröffentlichungen", meint Heinrich.

Lesung Mechthild Borrmann, Trägerin des Deutschen Krimi- Preises, liest aus ihrem neuen Krimi "Trümmerkind", Mittwoch, 16. November, 19.30 Uhr, Bock & Seip, Futterstraße 2, Saarbrücken . Eintritt: 10 Euro, Anmeldung: (06 81) 3 06 77 36. Raoul Schrott: "Erste Erde. Epos". Moderation: Ralph Schock, Mittwoch, 16. November, 19 Uhr, Filmhaus, Mainzer Straße 8. Eintritt 7 Euro (erm. 5 Euro), Kartenreservierung: Tel. (06 81) 95 80 54 64 oder l-hofstaetter@t-online.de

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