Leserbrief zum Thema Pietät

Saarbrücken · Pietät Gedenken an Opfer des Nazikrieges

 Die Bahnhofstraße nach einem Bombenangriff. Foto: Stadtarchiv

Die Bahnhofstraße nach einem Bombenangriff. Foto: Stadtarchiv

Foto: Stadtarchiv

Pietät
Gedenken an Opfer des Nazikrieges

Zum verkaufsoffenen Sonntag am 70. Jahrestag des Bombenangriffs der Alliierten auf Saarbrücken

Vor 70 Jahren starben 361 Saarbrücker: Es ist für uns als Saarländer, die aber seit einiger Zeit den Wohnsitz in Todtmoos (Südschwarzwald) haben, schon sehr bedenklich, und es erschütterte uns regelrecht, als wir erfuhren, dass am Sonntag, 5. Oktober, in Saarbrücken der "Verkaufsoffene Sonntag" gefeiert wurde.

Und alle Geschäfte und die Stadt Saarbrücken warben mit dem Slogan "Feiern Sie mit". Ist es der Stadt Saarbrücken entfallen, dass genau an diesem "Verkaufsoffenen Sonntag", bei dem wir ja alle "mitfeiern" sollten, vor genau 70 Jahren die schlimmste Bombennacht für Saarbrücken war? Für Saarbrücken war der 5. Oktober 1944 wohl der schrecklichste Moment in der Geschichte. Britische Kampfflieger nahmen damals Saarbrücken unter Dauerbeschuss. Knapp 400 Tote gab es zu beklagen.

Tausende Menschen wurden vermisst, sodass die Dunkelziffer der Toten bedeutend höher liegen dürfte. Noch vor zehn Jahren zum 60. Gedenken an diesen Tag hat die Stadtverwaltung Saarbrücken wenigstens die Sirenen heulen lassen und die Glocken läuteten sehr lange. Und in diesem Jahr? Was war in diesem Jahr? Es war nichts Derartiges vorgesehen, aber wir sollten alle kräftig feiern bei diesem enorm wichtigen Ereignis: "Verkaufsoffener Sonntag ". Unter solchen Umständen sind wir so richtig froh, dass wir nicht mehr zu den Saarbrückern gehören. Denn Stolz kann man darauf nicht mehr sein. Es tun uns nur unsere Eltern leid, die beide diesen schrecklichen Tag vor 70 Jahren miterleben mussten und nun erleben mussten, wie die Bürger in Saarbrücken "feiern".

Familie Zumstein,

Todtmoos

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