Lernpaten helfen bald Schülern im ganzen Saarland

Saarbrücken · Fünf Prozent der saarländischen Schüler schaffen keinen Schulabschluss. Deshalb sollen sich künftig Lernpaten um die Schüler kümmern. Die Idee ist nicht neu, doch jetzt sollen erstmals Schüler im ganzen Saarland Hilfe bekommen.

Auf den ersten Blick war die Zahl, die das Statistische Bundesamt vergangenen Sommer präsentierte, aus saarländischer Sicht höchst erfreulich. Nur fünf Prozent der Schüler beenden ihre Schullaufbahn ohne Abschluss. So wenige wie in keinem anderen Bundesland und weniger als halb so viele wie in Sachsen-Anhalt. Doch bei genauerer Betrachtung bedeutet das immer noch, dass von den 7600 Schülern, die vergangenes Jahr eingeschult wurden, am Ende 380 keinen Schulabschluss haben werden. "Wir haben noch zu viele Jugendliche ohne Abschluss", sagt Hans Joachim Müller, Vorsitzender der Stiftung Bürgerengagement Saar. "Denen wollen wir unter die Arme greifen."

Gemeinsam mit dem Projekt "Pro Ehrenamt" sollen ehrenamtliche Lernpaten Schüler von der Grundschule zum Abschluss begleiten. Die Idee an sich ist nicht neu. Es gibt bereits ähnliche Projekte, unter anderem in Homburg, Saarbrücken, Saarlouis und Wehrden. "Wir wollen das Ganze aber saarlandweit aufziehen", sagt Müller. "Und dabei können wir ja von den bereits bestehenden Projekten lernen."

Zwei Punkte sind ihm besonders wichtig. Es soll sich immer nur ein Lernpate um einen Schüler kümmern. "Das ist aufwendig, aber ich denke, dass das der beste Weg ist", sagt Müller. Der zweite Aspekt ist, dass die Lernpaten möglichst gut auf ihre Aufgabe vorbereitet werden sollen. Mindestens 30 Ausbildungsstunden absolviert jeder Bewerber. Viel für ein ehrenamtliches Engagement. "Aber wir wollen, dass sie gewappnet sind", erklärt Müller. Schon jetzt, vor dem offiziellen Start, gibt es 20 Bewerbungen.

Für die ersten Lehrgänge im Herbst rechnet Müller mit 50 Teilnehmern: "Dann werden wir uns an die Schulen wenden." Dabei geht es aber nicht nur um klassische Hausaufgabenhilfe. Die Paten sollen mit den Schülern auch ins Theater, Kino oder Museum. "Unsere Paten sollen Lebenspaten sein", sagt Müller. Immer wieder sind schulische Probleme auch Spiegelbild familiärer Probleme. Deshalb sollen die Paten auch abseits der Schule Perspektiven eröffnen, sagt Müller: "Die Kinder sollen auch Dinge sehen, die sie normalerweise nicht zu sehen bekämen."

Finanziell stehe das neue Projekt gut da. Auch ohne Landesmittel. Unternehmen und Verbände haben schon Geld zugesichert, der Rest kommt von Stiftungen. "Wir wollen auch zeigen, was ohne Geld aus der Politik möglich ist", sagt Müller. "Später kann die Landesregierung immer noch einsteigen."

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort