„Lernen, ohne es zu merken“

Saarbrücken · Das Projekt „La chanson à l'école“ soll Schülern durch Gesang die französische Sprache näher bringen. Durch das Singen französischer Lieder lernen sie spielerisch die Sprache. Lehrer und Schüler sind begeistert.

 Französisch-Unterricht in der Klasse 3c der Max-Ophüls-Grundschule. Foto: Tobias Ebelshäuser

Französisch-Unterricht in der Klasse 3c der Max-Ophüls-Grundschule. Foto: Tobias Ebelshäuser

Foto: Tobias Ebelshäuser

Die Kinder der Klasse 3c sind neugierig. Ein paar verstohlene Blicke fallen nach hinten. Es ist schließlich nicht üblich, dass jemand von der Zeitung in der letzten Reihe sitzt, um ihrem Unterricht zuzusehen. Aber der Unterricht an der Saarbrücker Max-Ophüls-Grundschule ist auch alles andere als üblich. Die Schüler stehen im Kreis vor der Tafel, zusammen mit ihren beiden Lehrerinnen. Sie tanzen zu der französischen Musik aus dem CD-Player, singen die Texte mit, klatschen dazu.

Laure-Anne Poutot ist eine der beiden Lehrerinnen. Die Französin assistiert an saarländischen Schulen im Französischunterricht, als Teil des Projekts "La chanson à l'école". Es wurde 2013 in Zusammenarbeit mit der Landesanstalt für Pädagogik und Medien auf die Beine gestellt. Ursprünglich an weiterführende Schulen gerichtet, soll es Schülern französische Sprachkenntnisse durch Musik vermitteln. Mittlerweile umfasst das Projekt auch Grundschulen. Der ehemalige Französischlehrer und Musiker Wolfgang Winkler betreut es. "Es gibt keine Vorgaben", erklärt er, die Lehrer könnten die Musik in ihren Unterricht einbinden wie sie es für richtig hielten. Der Unterricht in den Schulen sei jedoch nur ein Teil des Projekts, es gebe unter anderem auch saarlandweite Wettbewerbe und Konzerte.

Der Schulleiter der Max-Ophüls-Grundschule, Volker Müller, zögerte nicht, das Projekt an seiner Schule aufzunehmen. Mittlerweile ist er begeistert davon und nennt es eine "Bereicherung für den Schulalltag". Neben der Max-Ophüls-Schule nimmt auch die Saarbrücker Ostschule mit einer französischen Assistentin daran teil.

Die eigentliche Französischlehrerin der Klasse 3c ist die Französin Mylène Huwer. Ihre Französischstunde am Freitag ist nun sehr musikalisch. Sogar die Begrüßung wird mit "Bonjour Madame, Bonjour Monsieur" als kleines Lied gesungen. In den Liedern, die während des Unterrichts gehört werden, lernen die Schüler alltägliche Dinge wie die Zeit oder das Wetter auf Französisch. Wolfgang Winkler hat die Lieder eigens für das Projekt komponiert und aufgenommen. Sie stehen allen Schulen kostenlos zur Verfügung, die CD darf für Unterrichtszwecke unbegrenzt vervielfältigt werden.

Und die Lieder kommen bei den Kindern sehr gut an. Sie haben Spaß. Und noch viel wichtiger: Sie lernen dabei. "Sie lernen, ohne es zu merken", sagt Winkler. Die Lieder die man im jungen Alter lerne, vergesse man nie, schließlich kenne auch heute noch jeder "Frère Jacques". Auch die Lehrerin Mylène Huwer erinnert sich daran, wie sie den Hit "Alors on danse" vom belgischen Popstar "Stromae" vor ein paar Jahren im Unterricht einbaute. Und daran, wie gut er bei den Schülern angekommen ist.

Dass das Erlernen von Sprachen mithilfe von Musik funktioniert, beweist die neunjährige Donni nach einem der Lieder. Sie stammt ursprünglich aus den Vereinigten Staaten und erinnert sich, dass es ein ähnliches Lied auch auf Englisch gibt. Daraufhin fängt sie vor versammelter Klasse an das englische Lied zu singen. Madame Huwer lässt sie. "Es ist wichtig, dass die Schüler sich trauen, in der Sprache einfach zu reden", sagt sie. Oder eben einfach loszusingen.

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