Lehrer: "Berufliche Schulen sind Stiefkinder der Bildung"

Saarbrücken. Die Vorsitzende des Schulvereins Wirtschaftsschulen Saarbrücken, Birgit Müller-Closset, hat eine Neustrukturierung der Fachoberschulen (FOS) gefordert. "Der Praktikumsanteil von insgesamt drei Tagen wöchentlich ist eindeutig zu hoch", sagte die Oberstudienrätin am Donnerstagabend auf dem "Bildungsforum zum Saarländischen Schulpreis" vor rund 50 Gästen

Saarbrücken. Die Vorsitzende des Schulvereins Wirtschaftsschulen Saarbrücken, Birgit Müller-Closset, hat eine Neustrukturierung der Fachoberschulen (FOS) gefordert. "Der Praktikumsanteil von insgesamt drei Tagen wöchentlich ist eindeutig zu hoch", sagte die Oberstudienrätin am Donnerstagabend auf dem "Bildungsforum zum Saarländischen Schulpreis" vor rund 50 Gästen. Gemeinsam mit Studienrätin Birgit Jenni von der Dr. Walter-Bruchschule St. Wendel und Studienrat Hermann Dejon vom Technischen-gewerblichen Berufsbildungszentrum Neunkirchen ging sie der Frage nach, ob berufliche Schulen "Stiefkinder der Bildung" seien. Müller-Closset begründete ihren Vorstoß damit, dass die FOS oftmals die Mängel anderer Schulen ausgleichen müssten. Denn viele ihrer Schüler seien Jugendliche mit Migrationshintergrund sowie Benachteiligte und Lernschwächere mit mittlerem Bildungsabschluss, die erhebliche Probleme in Deutsch, Mathe und der ersten Fremdsprache haben. Daher seien deutlich mehr Unterrichtsstunden dringend vonnöten, um die hohen Fehlzeiten wegen Überforderung und die Abbrecherquote von 23 Prozent verringern zu können, so Müller-Closset. Studienrätin Birgit Jenni nannte die beruflichen Schulen einen "Reparaturbetrieb unserer Gesellschaft". Außerdem steuerte sie eine umfangreiche Mängelliste bei. Zum Beispiel würden im Saarland mehr als 1800 Wochenstunden Unterricht an beruflichen Schulen ausfallen, die Lehrer seien im Schnitt zu alt, in den Klassen säßen mitunter mehr als 30 Schüler und vielerorts gebe es auch keine Klassenlehrerstunden mehr. "Die Situation ist einfach nicht mehr hinnehmbar", sagte Jenni. Und Studienrat Hermann Dejon bedauerte, dass es an beruflichen Schulen kaum Bibliotheken gebe: "Das ist eines modernen Industriestaates nicht würdig." Kehrseite der Medaille sei aber auch, dass man in einigen Klassen erst eine Situation schaffen müsse, in der Unterricht überhaupt möglich sei. isc

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