Leere Aula durch Vorschriften

Saarbrücken · Zehn Millionen Euro musste der Regionalverband in den vergangenen Jahren auftreiben, um seine Schulhäuser noch sicherer zu machen. Doch es wird immer schwerer, mit den ständig verschärften Vorschriften Schritt zu halten. Veranstaltungsverbote wären die schlimmste Konsequenz.

Schluss mit Musicals vor großer Gästekulisse. Vorbei die Zeit der Theaterabende und Bälle, bei denen Schüler, Lehrer und viele Gäste die Aula füllten. Dahinter steckt ein hässliches Wort: Veranstaltungsverbot. Ein solches behördlich verordnetes Aus für große Feiern traf kürzlich das Krebsberg-Gymnasium in Neunkirchen. Dessen Leiter wollte prüfen lassen, was für die Sicherheit bei Veranstaltungen an seiner Schule zu tun ist und schaltete das Innenministerium ein. Ergebnis: abgesagte Veranstaltungen.

Regionalverbandsdirektor Peter Gillo befürchtet, so etwas könne künftig auch in Saarbrücken und Umgebung passieren. Dort kümmert sich der Regionalverband um 45 weiterführende Schulen. Das koste viel Geld, sagt Gillo. "Wir haben in den vergangenen fünf Jahren in die Sicherheit an unseren Schulen zehn Millionen Euro investiert. Sei es, um sie vor Bränden zu schützen. Oder damit Menschen in Notfällen sicher rauskommen."

Für das Geld gab es neue Rauchabzugsklappen, feuerfeste Türen und vieles mehr. Nun sorgt sich der Verwaltungschef, dass all das womöglich immer noch nicht genug ist. Zu tun hat das mit geänderten Gesetzen und immer weiter verschärften Vorschriften. "Wir haben es bisher immer hingekriegt, den Vorgaben gerecht zu werden", sagt Gillo. Aber das werde schwerer und schwerer.

"Wir haben schon einen hohen Sicherheitsstandard und müssen nach jeder Verschärfung einen sehr hohen Aufwand betreiben." Und dann passiere es trotz aller Mühen eben doch, dass Immobilien zwar neuesten Richtlinien für Schulbauten entsprechen, nicht aber den Vorgaben der noch weiter reichenden Versammlungsstättenverordnung. Mit der kuriosen Folge, dass eine sehr gut besuchte schulinterne Veranstaltung noch möglich ist, dass aber Gäste künftig außen vor bleiben müssen.

Ein Unding, findet Gillo. "Wir brauchen eine Debatte, wie wir damit umgehen. Denn sollte das so weitergehen, dann finden wir keine Lösungen mehr." Der Regionalverbandsdirektor will nicht, dass Schulen ihre Rolle als kulturelle Stadtteilzentren verlieren. "Wenn wir Standards überspitzen, legen wir uns Fesseln an, die wir nicht mehr loswerden." Er fordert, die Landesbauordnung und die Versammlungsstättenverordnung "zu entschlacken und auf ein verstehbares und beherrschbares Maß zurückzustutzen". Fest steht: Der Fall des Neunkircher Gymnasiums gibt nicht nur Gillo zu denken, sondern auch der Landesregierung. Markus Tröster von der Pressestelle des Innenministeriums: "Abstimmungsgespräche laufen noch, um einen klaren Sachverhalt für den Brandschutz bei Schulveranstaltungen herzustellen. Damit ist in Kürze zu rechnen."

Gillo ist gespannt, was dabei herauskommt - damit nicht irgendwann sogar der Tag der offenen Tür passé ist.

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