„Lasst fahren alle Hoffnung“

Saarlouis · „Lasst fahren alle Hoffnung ihr, die ihr hier eintretet“ steht über einem Tor zur Hölle, das der italienische Dichter-Fürst Dante in einer Vision des Jenseits erblickte. 1307 schrieb er die Vision als „Göttliche Komödie“ auf. 1950 hat sie der Surrealist Dalí in Bilder umgesetzt. Sie sind jetzt in Saarlouis zu sehen – als Anreiz, um über das „Danach“ nachzudenken.

In drei mal 33 Gesängen schildert Dante Alighieri in seiner Göttlichen Komödie , was er in einem tiefen Erdtrichter, der Hölle , erblickt, und auf dem spiralförmig zum Berg-Gipfel führenden Weg (dem Fegefeuer) und schließlich über neun Himmelssphären im himmlischen Paradies.

Meist wird er geführt, vom römischen Dichter Vergil etwa oder Beatrice, Dantes mit 24 Jahren gestorbener Muse. Die Bilder der Jenseits-Vision sind derzeit im Museum Haus Ludwig in Saarlouis ausgestellt.

Dante, Vergil und Beatrice erkennt das ungeübte Auge ganz gut auf den 102 Bildern, die Salvatore Dalì nach Dantes "Göttlicher Komödie " schuf.

Dante hat die Jenseits-Vorstellungen seiner Zeit in bedrängende Szenen übersetzt: die eher kühle Theologie ebenso wie die Variante für die Sinne mit himmlischer Ruhe und qualvoll siedenden Seelen. Dalí hat das in seiner surrealen Bildersprache ausgedrückt. Er nutzt wie die traditionelle Kunst Verzerrung, Asymmetrie, um Schmerz und Qual der Hölle auszudrücken. Er nutzt helle Farben und Licht, wenn sich Dante Gott und dem Himmel nähert. Und er zeigt mit Dante abstrakte Theologie - wie die Lehren von Tugenden und Lastern - als gezeichnete Menschen, als Menschen in Beziehung zueinander. Von ferne erinnert das an den Satz des Existenzialisten Jean Paul Sartre: "Die Hölle , das sind die anderen". Dante trifft viele Prominente der Weltgeschichte und seiner eigenen Zeit. Und er selbst wird im Fegfeuer in eine Läuterung, eine innere Reinigung, hineingezogen.

Moderne Theologen drücken die alte Lehre nicht mehr aus wie Dante. Aber was sagen sie Menschen, die fragen: Was kommt nach dem Tod?

Die mythologischen Höllen-Spektakel, das himmlische Licht, Engelschöre - das alles passt nicht in die Moderne. Wird abgetan mit dem Ergebnis, dass die Menschen über Sterben, Tod und das Danach gar nicht mehr reden, wie der katholische Dekanatsreferent Rolf Friedsam in Gesprächen mit trauernden Angehörigen beobachtet.

Friedsam und der evangelische Pfarrer von Saarlouis , Jörg Beckers, haben die Ausstellung aus Köln nach Saarlouis geholt. Beckers erkennt ein Bedürfnis des Menschen, "sich zu läutern", sich am Ende des Lebens von Schuld zu reinigen. Die beiden Seelsorger bieten zur Ausstellung Veranstaltungen an: Was sagen die Kirchen, was sagt die Religion zu dem, was "danach" kommt? Was bleibt vom Leben? Was bleibt von meiner Beziehung nach dem Tod, fragen viele Trauernden, berichtet Friedsam.

Gesprächsabend "Was erwarte ich nach meinem Tod" am Dienstag, 8. Juli, 19 Uhr, Haus Ludwig, mit Pastoralreferent Rolf Friedsam.

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Auf einen BlickDer Dichter Dante Alighieri lebte von 1265 bis 1321; an der Göttlichen Komödie schrieb er seit 1307.Den Künstler Salvatore Dalí (1904 bis 1989) beauftragte 1950 die italienische Regierung, die Göttliche Komödie zu illustrieren. Nach den 102 Aquarellen entstanden dann 1960 bis 1963 die Grafiken (aufwendige Xylographien), die im Haus Ludwig gezeigt werden.Das Haus Ludwig Saarlouis , Leiterin Dr. Claudia Wiotte-Franz, kooperiert bei dieser Ausstellung mit dem katholischen Dekanat Saarlouis und der evangelischen Gemeinde Saarlouis . Der Dalì Zyklus wurde beim Erzbistum Köln ausgeliehen. weÖffentliche kostenlose Führungen durch die Ausstellung: Sonntag, 6. Juli, um 15 Uhr; Sonntag, 13. Juli, um 16 Uhr sowie Sonntag, 20. Juli; um 15 Uhr.

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