Langlebige Tüten sind beliebt

Saarbrücken · Gutes Plastik, schlechtes Plastik oder doch lieber Papier und Stoff – beim Thema Tragetaschen wollen alle umweltbewusst sein. Aber ist Papier immer gut? Und wie geht Saarbrücken damit um?

Zum "Bag free day", also zum eintägigen Verzicht auf Einweg-Einkaufstüten aus Plastik, hatten die Umweltorganisationen ZeroWaste, GAIA und Surfrider Foundation jüngst aufgerufen. Eine Umfrage unter den einkaufenden Saarbrücken-Besuchern ergab jedoch, dass davon anscheinend niemand etwas wusste. Auch einzelne Geschäfte reagierten nicht mit Verzicht-Aktionen. Alle brachten weiterhin ihre Tüten unter die Leute.

"Irgendwo muss der Einkauf ja auch hin", sagt C&A-Geschäftsführer Rolf Eisenbeis. Bei den etwa 80 000 Tüten, die monatlich über die Theke wandern, fände er aber mehr Umweltbewusstsein bei den Käufern super. "Wenn alle ihren Stoffbeutel mitbringen würden, hätten es auch die Firmen leichter", sagt Eisenbeis. "Das wird irgendwann kommen, da bin ich mir ganz sicher."

Im C&A gibt es, wie auch schon in vielen anderen Läden, Alternativen: Stoffbeutel und langlebige Kunststofftüten. Die Nachfrage danach sei jedenfalls hoch, erklärt Eisenbeis.

Und: "Ein bis zwei Prozent derer, die die Tasche hier gekauft haben, bringen sie wieder für neue Einkäufe mit", sagt er.

Auch in der Bahnhofstraße gaben alle Befragten an, ihre Plastiktüten wiederzuverwerten. Mal als Mülltüte, mal für dreckige Fußballschuhe oder um der Tochter einen Salat aus dem Garten mitzugeben - so schnell landet keine der Tüten im Abfalleimer. Einige der Befragten verzichten beim Einkauf, soweit es geht, auf die Tragetaschen aus Plastik. Vor allem Frauen scheinen für alle Fälle gewappnet.

Doris Brutscher zum Beispiel trägt für Größeres stets eine Stofftasche mit sich. Tüten aus Plastik nutze sie nur, wenn der Einkauf größer ausfällt als erwartet. Aber selbst für alle Plastiktüten-Wiederverwerter in Saarbrücken scheint es immer wieder Ausnahmen zu geben. Mit zu kleinen Tüten kann man nichts mehr anfangen, die kommen gleich in den Müll. Zu dünne Tüten werden auch nicht aufbewahrt - die reißen zu schnell.

Am Ende gehen alle Plastiktüten denselben Weg. Denn irgendwann ist jede Tüte einmal nicht mehr schön genug oder gar kaputt. Oder man hat einfach zu viele davon. Den Nachschub gibt es dann in den Läden. Und solange die Tüten dort nichts kosten, nimmt man sie meist gern entgegen.

Worauf es bei Tüten wirklich ankommt, weiß Michael Genth vom Verein für Handel und Gewerbe. "Eine Tüte muss erst mal ihren Job tun", sagt er. Ob Plastik oder Papier - ein Produkt nütze niemandem, wenn es auf dem Heimweg schon reiße oder im Regen aufweiche. Und nur weil eine Tüte aus Papier ist, sei dies noch kein Merkmal für Umweltbewusstsein. "Es wird oft vergessen, eine CO{-2}-Gesamtbilanz zu ziehen", sagt Genth. Er nutze Tüten aus der Nähe, die keine weiten Strecken mit dem Schiff zurückgelegt haben. Es gebe Siegel für Plastiktüten, die in einen sauberen Wertstoffkreislauf zurückgelangen. Auch ohne Papier: "Es gibt etliche Möglichkeiten mit dem Thema ‚umweltfreundliche Tragetasche' vernünftig umzugehen. Man muss es nur zu Ende denken", glaubt Genth.

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