Langfinger scharf auf Handys

Saarbrücken · Immer mehr Diebe haben es auf Handys abgesehen. 2753 Fälle gab es allein vergangenes Jahr im Saarland. Dabei ließen sich technische Hürden für die Diebe einbauen. Doch Deutschland hinkt noch hinterher.

 Ein Handy lockt auch Autoknacker an. Symbolfoto: Schierenbeck/gms

Ein Handy lockt auch Autoknacker an. Symbolfoto: Schierenbeck/gms

Im Saarland werden immer mehr Handys und Smartphones gestohlen. Die Zahl der entwendeten Mobiltelefone hat sich in den vergangenen fünf Jahren knapp um die Hälfte erhöht. Dies zeigen Zahlen der Landespolizei, die sich der Bundestagsabgeordnete Markus Tressel (Grüne) aus Saarlouis vorlegen ließ. Demnach erbeuteten Langfinger 2009 mit 1879 Fällen noch in rund sieben Prozent aller Diebstähle Handys. Im vergangenen Jahr waren es mit 2753 Delikten bereits zehn Prozent. "Der deutliche Anstieg der Handydiebstähle stellt auch im Saarland ein gravierendes Problem dar", erklärte Georg Himbert, Sprecher des Landespolizeipräsidiums. Die Statistik bestätigte eine bundesweiten Trend.

Grund für die steigende Diebstähle ist der Landespolizei zufolge vor allem, dass immer mehr Geräte im Umlauf sind. Über 63 Millionen Menschen telefonierten nach Angaben des IT-Branchenverbands Bitkom 2013 bundesweit mobil, gut zwei Millionen mehr als noch zwei Jahre zuvor. Vor allem Smartphones sind bei den Bundesbürgern zunehmend beliebt - und bei Dieben laut Landespolizei immer öfter "Objekt der Begierde". 40 Prozent der Deutschen besitzen nach Angaben des Bitkom-Verbands mittlerweile ein hochwertiges, internetfähiges Telefon.

Angesichts der steigenden Handy-Diebstähle fordert der Bundestagsabgeordnete Markus Tressel technische Lösungen: "Telekom und Co. müssen endlich in ihre Infrastruktur investieren! Der Handyklau wird deutlich unattraktiver, wenn man mit den gestohlenen Geräten nicht mehr telefonieren kann." Der Diebstahl von Handys sei für Kriminelle nur deshalb lukrativ, weil Mobiltelefone mit einer fremden Sim-Karte voll funktionsfähig seien. In Ländern wie Australien und Großbritannien werde dies über eine zentrale Sperrung der Geräte-Identifikationsnummer (IMEI) ausgeschlossen. Doch in Deutschland existiert die entsprechende Technik Tressel zufolge nicht netzübergreifend. Die Mobilfunkanbieter scheuten Investitionen von mehreren Millionen Euro.

An der Saar beobachtet die Polizei , dass mit Handys oftmals zu sorglos umgegangen wird. "Sie werden offen zur Schau gestellt, einfach auf den Kneipentisch vor sich gelegt, im Einkaufswagen mitgeführt, im Pkw und jetzt im Sommer in Schwimmbädern unbeobachtet liegen gelassen", erklärte Polizeisprecher Himbert. Das mache es den Dieben dann entsprechend leicht. In Straßencafé, Gaststätten, Geschäften aber auch offen zugänglichen Büros steckten Kriminelle Handys häufig im Vorbeigehen ein.

"Die Täter nutzen in der Regel Gegenstände, wie Stadtpläne, Zeitungen, Spendenlisten oder Klemmbretter, um ein auf dem Tisch liegendes Handy abzudecken und unbemerkt unbemerkt entwenden zu können", so Himbert. Die Landespolizei empfiehlt Handy-Besitzern deshalb, ihre Geräte mit Tastatursperren zu sichern und so nahe wie möglich am Körper zu tragen. Zudem sollten Mobiltelefone nicht sichtbar in abgestellten Autos platziert werden.

Im Falle eines Verlusts oder Diebstahl rät die Polizei , Sim-Karten sofort beim Mobilfunkanbieter sperren zu lassen. Betroffene sollten unter Angabe der IMEI-Gerätenummer Anzeige erstatten, um den Weiterverkauf zu erschweren. Die 15-stellige Kennzahl zeigen Mobiltelefone nach der Eingabe von "*#06#" an.

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