Landkreis Birkenfeld zapft unser Wasser an

Katzenloch/Nonnweiler · Im Sommer soll's losgehen. Auf saarländischem Boden werden die ersten sechs Kilometer der Wasserfernleitung gebaut. Insgesamt sind es 32 Kilometer bis zur rheinland-pfälzischen Steinbachtalsperre. Freitag fiel der Startschuss für das Projekt.

 Blick auf die Steinbachtalsperre bei Katzenloch. Deren Staudamm muss saniert werden. Die Arbeiten an dem 45 Jahre alten Bauwerk dauern zwei bis drei Jahre. Fotos: Evelyn Schneider

Blick auf die Steinbachtalsperre bei Katzenloch. Deren Staudamm muss saniert werden. Die Arbeiten an dem 45 Jahre alten Bauwerk dauern zwei bis drei Jahre. Fotos: Evelyn Schneider

Ein Beispiel für Nachbarschaftshilfe der ganz besonderen Art gibt es gerade zwischen dem Saarland und Rheinland-Pfalz. Da die Steinbachtalsperre bei Katzenloch, welche die Stadt Idar-Oberstein und den Kreis Birkenfeld mit Trinkwasser versorgt, dringend saniert werden muss, soll übergangweise die Primstalsperre bei Nonnweiler Wasser für die Bürger liefern. Damit das funktioniert, muss eine 32 Kilometer lange Wasserfernleitung gebaut werden. Der symbolische Spatenstich am Freitag am Fuße des Staudamms in Katzenloch war der Startschuss für dieses Großprojekt.

Ulrike Höfken (Grüne), Umweltministerin in Rheinland-Pfalz, sprach gar von einem Jahrhundertprojekt und das, obwohl sie ungerne mit Superlativen um sich wirft. Warum die Einordnung als Jahrhundertprojekt dennoch gerechtfertigt ist, machte sie mithilfe einiger Zahlen deutlich. Denn das Gesamtprojekt - Fernwasserleitung plus Sanierung der Talsperre - kostet 52 Millionen Euro. Das Land Rheinland-Pfalz gewährt einen Zuschuss von satten 34 Millionen Euro. Pro Jahr werden für die Stadt Idar-Oberstein und den Kreis Birkenfeld etwa 3,5 Millionen Kubikmeter Wasser benötigt. Dieses liefert die Steinbachtalsperre, die bereits seit 45 Jahren im Dienst ist. Doch um die notwendigen Sanierungsarbeiten an der Staumauer durchführen zu können, muss die Talsperre mindestens zu Zweidritteln entleert werden. "Somit mussten wir uns die Frage stellen, woher das Wasser beziehen", sagte Höfken. So habe man über die Landesgrenzen hinaus nach Lösungen gesucht. Und diese mit der Primstalsperre gefunden. "Mit einem Volumen von 20 Millionen Kubikmetern ist sie der größte Wasserspeicher im Saarland", erklärte der saarländische Umwelt-Staatssekretär Roland Krämer. Die Talsperre versorge bereits Hermeskeil mit Trinkwasser, nun kämen der Landkreis Birkenfeld und die Stadt Idar-Oberstein noch hinzu. "An sich geben wir den Rheinland-Pfälzern eigentlich nur ihr Wasser zurück", so Krämer. Denn zu 95 Prozent kommt das Wasser in der Primstalsperre aus Rheinland-Pfalz.

Es ist ein Projekt mit Perspektive, das keine Einbahnstraße bleiben muss. Denn: "Wir haben so auch eine technische Lösung, wenn die Primstalsperre mal abgelassen werden muss", sagte Bernd Hartmann von der Ingenieurgesellschaft im Kreis Birkenfeld (IGB). Er ist Oberbauleiter und Planer des Großprojektes. Die Primstalsperre wurde 1982 in Betrieb genommen, hat inzwischen 32 Jahre auf dem Buckel.

Die Bauarbeiten für die Fernleitung beginnen im Sommer und zwar auf saarländischer Seite. Wie Hartmann im SZ-Gespräch erklärt, ist das Teilstück zwischen Primstalsperre und Landesgrenze zirka sechs Kilometer lang. Zeitgleich wird auch auf rheinland-pfälzischer Seite gebaut. Elf der insgesamt 32 Kilometer langen Trasse wolle man bis Jahresende schaffen. "Wir haben einen strammen Zeitplan", so Hartmann. Bis Weihnachten 2016 soll die Fernwasserleitung stehen. Die ersten Testläufe sind für Frühjahr 2017 angesetzt. Pro Jahr fließen dann 3,5 Millionen Kubikmeter Wasser durch die Rohre. Der Wasserzweckverband im Landkreis Birkenfeld hat für diese Menge Wasserrechte beim Talsperrenverband Nonnweiler erworben. "Wir pumpen das Wasser aus der Primstalsperre quasi direkt in die Wasseraufbereitungsanlage", so Hartmann. Das Wasserwerk des Wasserzweckverbandes befindet sich unmittelbar an der Steinbachtalsperre.

Erst wenn die Wasserversorgung aus Nonnweiler steht, kann die Sanierung des Katzenlocher Staudamms beginnen. Diese dauert nach Schätzung von Ministerin Höfken bis zu drei Jahre. Mit dem Nationalpark, durch dessen künftiges Areal sich die Wasserleitung zu einem großen Teil zieht, sei der Bau der Trasse ein gutes Beispiel für länderübergreifende Zusammenarbeit. Das Wichtigste ist, betonte Höfken, "dass das Trinkwasser trotz rückläufiger Bevölkerungszahlen bezahlbar bleibt."

 Peter Lang, Verbandsvorsteher des Wasserzweckverbandes Kreis Birkenfeld, macht den symbolischen Spatenstich am Freitag mit dem Bagger.

Peter Lang, Verbandsvorsteher des Wasserzweckverbandes Kreis Birkenfeld, macht den symbolischen Spatenstich am Freitag mit dem Bagger.

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AUF EINEN BLICKÜber eine 32 Kilometer lange Leitung soll ab Frühjahr 2017 Wasser aus der Primstalsperre ins Wasserwerk an der Steinbachtalsperre im rheinland-pfälzischen Katzenloch fließen. Dadurch soll während der Sanierung des Katzenlocher Staudamms die Wasserversorgung im Kreis Birkenfeld gewähleistet werden. Die 1982 in Betrieb genommene Primstalsperre hat einen Speicher von 20 Millionen Kubikmeter Wasser. Im Vergleich dazu die 45 Jahre alte Steinbachtalsperre: Sie hat ein Gesamtvolumen von 4,8 Millionen Kubikmeter Wasser. evy

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