„Kunstblick“, der Lichtblick in der Dunkelheit

Saarbrücken · Eine der spannendsten Saarbrücker Kunst-Präsentationen findet sich aktuell in den unbehausten Obergeschossen des frisch renovierten Hauses der Ärzte.

 Der Blick über die nächtliche Stadt ist beeindruckend, dagegen zu bestehen und damit zu arbeiten, ist die Kunst. Foto: Oliver Dietze

Der Blick über die nächtliche Stadt ist beeindruckend, dagegen zu bestehen und damit zu arbeiten, ist die Kunst. Foto: Oliver Dietze

Foto: Oliver Dietze

Die 9. und 10. Etage im sanierten Haus der Ärzte ist derzeit für die Kunst reserviert: roh, leer, unausgebaut, aber mit einem grandiosen Blick über die Stadt. Muss nur noch die Kunst passen: Sie tut's! Die Kuratorinnen Andrea Jahn, Leiterin Stadtgalerie, und Gabriele Langendorf , Chefin der Hochschule der Bildenden Künste Saar, haben für das mit der Ärztekammer des Saarlandes gestartete Projekt "Kunstblick" ausgewählt, was den Bezug zum Raum und noch eindrucksvoller zum umgebenden Stadtraum herstellt.

Die Malerei kommentiert und agiert mit dem Ort, den noch unfertigen Räumen mit herabhängenden Kabeln, unverputzten Böden und Wänden: Gewohnt handfest-ironisch bei Klaus-Martin Treder, hintersinnig bei Paulette Penje mit nur im Video zu hörendem Malvorgang, mit Fragment und Collage, ob aus Papier oder Metall bei Sabine Groß oder mit Wandmalerei als feingliedriger Netzstruktur im Treppenhaus von Krystyna Rhymsha-Davidov. An den Wänden Fotoserien, die Szenen in leeren Räumen oder an Durchgangsorten zeigen, dazwischen eine Porzellanmanufaktur, Holzgespinste, feinst gestrichelte Naturszenen im Spannungsfeld zur vor den Fenstern blinkenden Zivilisation, zu der Stoll & Wachall mit ihrer Video-Installation "Born to be wild" überleiten. Vor dem Hintergrund der und mit Blick auf die Stadt entfalten die bewegten Bilder die größte Wirkung.

Das gelingt Heike Aumüller, Mitglied des "Kammerflimmer Kollektiefs" im Video "Therapeutikon" mit zwei klagenden Gestalten in einer ähnlich kargen Atmosphäre wie derzeit in den oberen Stockwerken. Es gelingt auch Peter Strickmann mit seiner Audioinstallation "Von Oben das Innen". Nichts machen, nur still schauen und laut hören, was in den Geschäften passiert. Strickmanns Ansatz verfängt auch hier und sorgt für die besten Momente bei "Kunstblick".

Jeden Freitag gibt es ein Konzert oder eine Performance. Diesmal war es der Auftritt des Trios Leiterbahn/Maut, formiert aus Studierenden der Hochschule für Musik, die sich mit HBK-Absolvent François Schwamborn zur audio-visuellen Performance "Raumstudien" zusammenfanden. Doch man kehrte dabei der Stadt mit ihrer nächtlichen Lichtstruktur den Rücken, vergab die Chance auf Interaktion für x-mal gesehenes Geflimmer, das überall aufflackern kann. Doch "Kunstblick" ist auf einen bestimmten Ort und die Stadt ausgerichtet. Die Lichtinstallation von Konstantin Felker im 8. Stock zeigt es. Die nach der Atemfrequenz getaktete Installation zieht den Blick aufs Gebäude: Einatmen, Ausatmen und schnell hoch unters Dach steigen. Des Aus- und Kunstblicks wegen.

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Auf einen BlickAusstellung in der 9. und 10. Etage im Haus der Ärzte, Faktoreistraße 4, Saarbrücken , bis 23. Januar. Öffnungszeiten von Dienstag bis Samstag von 17 bis 20 Uhr. (www.kunstblick-sb.de).Die Freitagsprogramme beginnen um 20 Uhr: 5. Dezember: Die Redner, "Senghor". 12. Dezember: "Der Strich" - Camilla Dahl, Heike Gallmeier, Sabine Groß, Sandra Meisel. "Qucik Fix. Halleluja! - Bewegung Neue Haut" Performance. 19. Dezember: Peter Strickmann, Philipp Hawlitschek: Schieben, was das Zeug hält. Musikaktion; Victor Giers: Laserharfe. Konzert. 16. Januar: 20 Uhr: Kammerflimmer Kollektief: "Enthusiasm". Performance. 23. Januar: Filmabend von Studierenden der HBK. sg

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