Kunst – von einer Künstlerliebe inspiriert

Saarbrücken · Sie waren Literaten von Rang, und sie liebten sich: Else Lasker-Schüler und Gottfried Benn. In der Modernen Galerie wird der Blick auf die Zweisamkeit der beiden an diesem Mittwoch selbst zu vielschichtiger Kunst.

 Ralf Peter und Claudia Kemmerer erinnern heute an eine Liebe in bewegten Zeiten. Foto: Krischan Kriesten

Ralf Peter und Claudia Kemmerer erinnern heute an eine Liebe in bewegten Zeiten. Foto: Krischan Kriesten

Foto: Krischan Kriesten

Das Liebesleben von Gottfried Benn war bereits amüsantes Thema der Sommermusik 2015. Beim Epilog dieses Festivaljahrgangs soll nun eine besondere Beziehung des Dichters im Fokus stehen: Unter dem Titel "So schön an deinem Blut" rankt sich ein szenischer Lieder- und Konzertabend am heutigen Mittwoch, 25. November, 20 Uhr, in der Modernen Galerie um Benns Romanze mit seiner Literatenkollegin Else Lasker-Schüler (1869 bis 1945). Beide waren bedeutende Vertreter der avantgardistischen Moderne und des Expressionismus .

Konzeption und Regie liegen in den Händen von Claudia Kemmerer (Mezzosopran) und Ralf Peter (Tenor, Countertenor). Daniel N. Seel (Klavier, Kompositionen) und Krischan Kriesten (Video, Licht, Raum) unterstützen sie.

"Liebesbegegnungen unter Dichtern finden sich in der Literaturgeschichte nicht allzu häufig", sagt Claudia Kemmerer. Wenn es sich dann noch um zwei herausragende Vertreter der Avantgarde und Begründer einer ganzen Kunstepoche wie des Expressionismus handelt, dann verspricht die Sache mehr als spannend zu werden: Else-Lasker Schüler und Gottfried Benn fanden im erstaunlich wilden Berlin von 1912/13 zueinander. Man widmete sich gegenseitig eine große Zahl von Liebesgedichten, die sich inhaltlich und zum Teil sogar bis zur gleichen Wortwahl hin aufeinander beziehen. Wegen der dürftigen Quellenlage sei es nicht leicht, diesem Verhältnis auf die Spur zu kommen, sagt Ralf Peter: "Umso mehr ging es uns um das Aufspüren des Berliner Weltstadt-Zeitgeistes jener Jahre, und der äußerte sich auf überraschend schrille Art." Neben Schönbergscher Avantgarde sollen an diesem Abend "vergnügungssüchtige Melodien aus Operetten" und "musikalische Possen mit so modern anmutenden Titeln wie ,Autoliebchen' oder ,Tango-Prinzessin'" ebenso erklingen wie Klaviernoten von Chopin und Schumann, verspricht Peter. "In Stummfilm-Sequenzen jener Zeit spiegeln sich fiktive lyrische Dialoge der Protagonisten. Auf Benn beziehbare Lasker-Schüler-Vertonungen versuchen, verborgen gebliebene Konturen der Begegnung nachzuzeichnen." Zum Nachklang hat Claudia Kemmerer noch Lobesworte für das Festival parat: "Wieder erwies sich die Saarbrücker Sommermusik als einzigartiges Festival im Südwesten, das ambitionierte Experimente im Bereich gemischter Genres sucht und zulässt."

Dank des freien Eintritts wäre es laut Kemmerer "damals wohl das einzige Festival gewesen, das sich Lasker-Schüler hätte leisten können". Wegen Geldmangel war die berühmte Poetin mehrfach obdachlos.

Termin: Mittwoch, 25. November, 20 Uhr, Moderne Galerie. Eintritt frei.

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