Kritik mit Fingerspitzengefühl
Saarbrücken/Ommersheim. Endlich auf den Brettern stehen, die die Welt bedeuten und vor einem großen Publikum alles geben
Saarbrücken/Ommersheim. Endlich auf den Brettern stehen, die die Welt bedeuten und vor einem großen Publikum alles geben. Für welchen Sänger ist dies nicht der sehnlichste Wunsch? Anne Welte, aus Püttlingen stammende Musicalgröße, wollte dem Nachwuchs diese Chance geben und suchte im Rahmen eines Castings in Zusammenarbeit mit SR 3 Saarlandwelle, der Saarbrücker Zeitung und dem Veranstalter Kul-Tour den Saar-Musical-Star (wir berichteten).
Zwei Nachwuchssänger, ein Mann und eine Frau, sollten als Gewinner aus dem Wettbewerb hervorgehen. Von 63 Bewerbern schafften es 20 in die engere Auswahl. Drei Sänger unter ihnen kommen aus dem Saarpfalz-Kreis: Philipp "Phil" Allar aus Herbitzheim, Andy Pink aus Ormesheim und die Ommersheimerin Hiltrud Schülein. Am vergangenen Sonntag stellten sie sich in der Bel Etage in Saarbrücken der Jury.
Musical-Experte Christian Job von der Saarlandwelle, SZ-Redakteur Oliver Schwambach, Kulturveranstalterin Heike Betz und natürlich Musicalsängerin Anne Welte nahmen jeden Teilnehmer genau unter die Lupe. Auffällig gleich zu Beginn: Man wollte einen Kontrapunkt zu den oft rüden Methoden der Privatsender setzen.
"Es gibt hier keinen Dieter Bohlen", stellte Welte gleich zu Beginn klar. Diplomatie und Fingerspitzengefühl war also bei der Kritik angesagt. In alphabetischer Reihenfolge mussten alle 20 Teilnehmer zunächst einen Titel vorsingen.
Zuerst traf es Phil Allar (16). Der Herbitzheimer Gymnasiast hatte als jüngster Teilnehmer gleich die "Eisbrecherfunktion" übernehmen müssen. Doch er überzeugte die Jury. "Das ist das Niveau, das wir heute Abend hier hören wollen", zeigte sich Anne Welte begeistert. Allar hatte "Can you feel the Love tonight" aus dem Musical "König der Löwen" ausgewählt. Die Jury konnte keine Fehler finden.
Bei Andy Pink - Musiker, Sänger und Komponist aus Ormesheim - war sich die Jury nicht so einig. Anne Welte fand "Unstillbare Gier" aus "Tanz der Vampire" zu flach, und es fehlte ihr die Kraft in der Pink'schen Interpretation. Auch Radiomann Job tendierte in diese Richtung. Heike Betz und Oliver Schwambach waren hingegen von Andy Pink beeindruckt.
"Mein Herr" aus dem Musical "Cabaret" passte zu der Ommersheimer Sängerin Hiltrud Schülein wie auf den Leib geschneidert. "Sehr authentisch" konstatierte dann auch Musical-Fachmann Job. Man sah, es habe ihr Spaß gemacht, bemerkte Kulturorganisatorin Heike Betz. Oliver Schwambach hatte es die Ausstrahlung von Schülein angetan. Genutzt hatte all das nur Teenager Phil Allar. Der blonde Sänger schaffte es als Einziger von den Drei aus unserer Region in die zweite Runde. Doch die durchweg positive Jury-Resonanz zum zweiten Lied "You will be in my Heart" - "Johnny Logan-Schmelz" (Christian Job) - führte nicht zum Sieg. Das Rennen machten zwei Saarbrücker: Jens Wagner und Jennifer Kloos. "Eine berechtigte Entscheidung", meinte Allar professionell und war nicht enttäuscht. Es sei eine tolle Erfahrung in einem fremden Bereich gewesen.