Kritik an geplantem Alkoholverbot an Schulen

Saarbrücken · Das von Bildungsminister Ulrich Commerçon (SPD) geplante strikte Alkoholverbot an Schulen stößt auf Kritik bei Lehrerverbänden und Schülern. Ein Verbot sei realitätsfremd und überflüssig, heißt es unter anderem.

Noch sei nichts entschieden, betont Bildungsminister Ulrich Commerçon (SPD ). Doch es sei angedacht, dass im Rahmen des neuen Programms "Gesunde Schule Saarland" auch auf Schulfesten kein Alkohol mehr ausgeschenkt werden dürfe. "Ein Verbot ist überflüssig, die Entscheidung sollte wie bisher bei den einzelnen Schulen belassen werden", findet der Vorsitzende des Saarländischen Philologenverbands Marcus Hahn, "ein Verbot würde die Schulen von der Lebensrealität isolieren." Die Schulen besäßen eine hohe Sensibilität beim Umgang mit Suchtmitteln, die Gefahren der Erwachsenenwelt auszublenden, sei jedoch nicht hilfreich. Selbstverständlich hielten sich die Schulen an die Regeln des Jugendschutzes, Alkohol werde höchstens bei Feiern und Festen verkauft. Während manche Schule hier auf ein striktes Alkoholverbot setze, verkauften andere zu bestimmten Uhrzeiten Alkohol an bestimmte Personengruppen, etwa wenn im Rahmen des Schulfestes ein Ehemaligentreffen stattfinde. Auch wenn der Landrat zu Besuch komme, sei ein Glas Sekt nichts Ungewöhnliches. "Das Schulgelände wird auch von Vereinen für ihre Feste und Veranstaltungen genutzt, hier ließe sich Alkohol nur schwer verbieten", so Hahn. "Ein Verbot löst nicht das Problem. Die Welt ohne Alkohol wird es nicht geben", sagt auch die Vorsitzende des Saarländischen Lehrerinnen- und Lehrerverbandes (SLLV), Lisa Brausch. Auch Lehrern mit Suchtproblemen sei damit nicht geholfen. Vielmehr müssten sich die Arbeitsbedingungen für Lehrer verbessern. Den Verkauf von Alkohol bei Schulfesten hält sie nicht für problematisch.

Einem Verbot steht Judith Franz-Lehmann, die Vorsitzende der Gesamtlandeselternvertretung (GLEV), persönlich zwiespältig gegenüber: "Einerseits kann ich die Idee gut nachvollziehen, dass Alkohol in Schulen nichts zu suchen hat, andererseits lassen sich Eltern nicht vorschreiben, ob sie Alkohol trinken dürfen oder nicht. Dann kommen sie eher nicht zum Schulfest", schildert sie ihre Erfahrung. Damit seien auch die Einnahmen geringer, die dem Förderverein der Schule oder der Klassenkasse zugutekommen. Sie weiß von Schulen, die einen guten Umgang mit Alkohol bei Schulfesten gefunden hätten. Schüler erhielten je nach Alter unterschiedlich farbige Armbändchen, mit denen sie nur die Getränke kaufen können, die für sie erlaubt sind. Ein Verbot von Alkohol bei Abschlussfeiern würde das Problem nur verlagern. "Dann würden sich die jungen Leute eine Kneipe anmieten, in der sie nach der Zeugnisübergabe feiern", sagt Franz-Lehmann. Sie fände es gut, wenn das Alkoholverbot auch im Lehrerzimmer gelten würde - auch wenn dort keine Schüler anwesend sind.

Die Gesamtlandesschülervertretung (GLSV) sieht keine Notwendigkeit für ein striktes Alkoholverbot. "In den normalen Schulbetrieb gehört Alkohol nicht rein und ist zu Recht in der Hausordnung verboten", sagt GLSV-Sprecher Florian Weimann. Bei Festen gelte das Jugendschutzgesetz. Wer Alkohol trinken wolle, würde ihn sich woanders besorgen. "Minister Commerçon pocht sonst auf die Selbstständigkeit der Schulen, sie dürfen selbst über Hitzefrei und den Umgang mit Handys entscheiden. Ein Alkoholverbot für alle Schulen halten wir aus der Sicht auch für unglaubwürdig", kritisiert Weimann, "jede Schule sollte selbst entscheiden, ob und wenn ja welchen Alkohol sie verkauft."

Wie stehen Sie zu einem strikten Alkoholverbot bei Schulfesten? Stimmen Sie ab unter www.saarbruecker-zeitung.de/umfrage-alkoholverbot

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