Kritik an der Enge im TiV

Saarbrücken. Sie veranstalten Konzert- und Opernabende und machen mit hochkarätigen Tanz- und Theaterproduktionen von sich reden: die Gruppen der freien Szene sind in Saarbrücken ebenso zahlreich wie professionell. "Aber was fehlt, ist ein geeigneter Raum mit einer richtigen Bühne und Platz für etwa 100 Personen", sagt der freischaffende Regisseur und Schauspieler Martin Huber

Saarbrücken. Sie veranstalten Konzert- und Opernabende und machen mit hochkarätigen Tanz- und Theaterproduktionen von sich reden: die Gruppen der freien Szene sind in Saarbrücken ebenso zahlreich wie professionell. "Aber was fehlt, ist ein geeigneter Raum mit einer richtigen Bühne und Platz für etwa 100 Personen", sagt der freischaffende Regisseur und Schauspieler Martin Huber. Natürlich sei es schön, dass es mit dem Theater im Viertel (TiV) eine Spielstätte für die freie Szene gibt. "Aber das TiV ist von seiner Größe her ein Zimmer-Theater", gibt Huber zu bedenken. "Das Theater im Viertel ist für viele Produktionen zu klein", bestätigt Eva Lajko vom Tanztheater Mutanth. Sie selbst fiel bei einer Aufführung schon einmal von der Bühne, deren Miniaturmaße Tänzer und Schauspieler in ihrer Bewegungsfreiheit stark einschränkt. "Die Spielstätte TiV wird der Vielfalt dessen, was die freie Szene erarbeitet, nicht gerecht", findet auch Katharina Bihler vom Ensemble Liquid Penguin. Auch das Kleine Theater im Rathaus mache die freie Szene nicht wirklich froh. Denn platzmäßig stelle das Kleine Theater als zusätzliche Spielstätte keine Verbesserung dar: "Das Kleine Theater hat keine Hinterbühne und keine Garderobe", sagt Eva Lajko.Damit sei es für viele Produktionen nicht geeignet. "Ideal wäre etwas von der Ausstattung und Größe des Theaters Überzwerg", meint Lajko, die 2006 nach einem Besuch des Berliner Symposiums über die "Förderstrukturen im freien Theater in Deutschland" die Idee hatte, ein "Netzwerk freie Szene" zu gründen, um sich für gemeinsame Anliegen wie eine größere Spielstätte einzusetzen. Als Vorbild könne etwa das Kultur- und Kommunikationszentrum Tufa in Trier dienen, meint Katharina Bihler, Vorstandsmitglied des Netzwerks freie Szene, dem sich inzwischen rund ein Dutzent Gruppen angeschlossen haben. Als variabel nutzbarer Raum könne die Tufa von dortigen Künstlern gegen Übernahme der Nebenkosten genutzt werden. In Saarbrücken sind zentral gelegene große Räume hingegen rar und teuer, berichtet Ralf Peter vom Alte-Musik-Ensemble Pazzacaglia. Für einen Opernabend erkundigte er sich kürzlich nach der Miete für den Schloss-Festsaal. Der kostet nach Auskunft der Veranstaltungsorganisation des Regionalverbandes rund 980 Euro für fünf Stunden - Bestuhlung, Technik und Möblierung gehen extra. Viel zu teuer für die Gruppen der freien Szene. "Wo bleibt da der Gedanke des Bürgerschlosses?", fragt sich Ralf Peter, der mit Pazzacaglia 2006 im Schlossfestsaal den Kulturpreis des Stadtverbandes Saarbrücken erhielt. Stefan Kiefer, Pressesprecher des Regionalverbandes, signalisiert auf Anfrage der Saarbrücker Zeitung ein Entgegenkommen: "Es gibt die Möglichkeit der Kooperationsveranstaltung mit dem Regionalverband oder dem Kulturforum. Dann ist auch eine abweichende Preisgestaltung möglich", so Kiefer. Das Raumproblem der freien Szene ist damit jedoch nicht gelöst. Ein als feste Spielstätte geeignetes Objekt haben die Künstlerinnen und Künstler jedoch bereits im Auge: den Feuerdrachen in der ehemaligen Kommandantur am Landwehrplatz, direkt neben der Alten Feuerwache.

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