Kramp-Karrenbauer hält an Ablehnung der Homo-Ehe fest

Saarbrücken · Ministerpräsidentin Annegret Kramp-Karrenbauer hat ihre Ablehnung der Homo-Ehe am Freitag bei einer Veranstaltung des Lesben- und Schwulenverbandes verteidigt: Die Ehe mit Kindern sei die Kernentscheidung, um als Gesellschaft weiter existieren zu können.

Ministerpräsidentin Annegret Kramp-Karrenbauer, Moderator Günter Dworek und Ex-Bundesanwalt Manfred Bruns bei der Podiumsdiskussion „Ehe für Alle!“. Foto: Oliver Dietze

Ministerpräsidentin Annegret Kramp-Karrenbauer, Moderator Günter Dworek und Ex-Bundesanwalt Manfred Bruns bei der Podiumsdiskussion „Ehe für Alle!“. Foto: Oliver Dietze

Foto: Oliver Dietze

In der Höhle der Löwen, in die sich Ministerpräsidentin Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU ) am Freitagabend gewagt hat, wurde ihr ein freundlicher Empfang bereitet. Im Juni hatte sie in einem SZ-Interview ihre Ablehnung der Homo-Ehe damit begründet, dass dann andere Forderungen, etwa die Ehe mit mehreren Partnern oder die Ehe unter Verwandten, nicht auszuschließen seien. Daraufhin hatte sie die Saar-Sektion des Lesben- und Schwulenverbands Deutschland (LSVD) zu einer Diskussion in der Saarbrücker Congresshalle eingeladen.

Saar-LSVD-Sprecher Hasso Müller-Kittnau lobte in seiner Begrüßung vor etwa 200 Zuhörern die liberale Haltung des Saarlandes in Sachen Sexualerziehung an Schulen, die Einrichtung des Diskriminierungsverbots und dass die Hälfte der CDU-Landtagsfraktion nichts gegen die "Ehe für alle" habe. Er dankte Kramp-Karrenbauer, dass sie nach ihrem Interview, das ihr bundesweit scharfe Kritik eingetragen hatte, zu einer Diskussion mit dem LSVD bereit sei. Doch danach endeten die Streicheleinheiten, und auf dem Podium war die Püttlinger Mutter von drei Kindern allein mit ihrer ablehnenden Haltung gegen die Homo-Ehe. Denn Moderator Günter Dworek war als Bundessprecher des LSVD alles andere als moderat und gab ihr ebenso hart Contra wie Ex-Bundesanwalt Manfred Bruns.

"Die Ehe zwischen Mann und Frau ist die Keimzelle, um die Gesellschaft in ihrem Kernbestand zusammenzuhalten", sagte die Ministerpräsidentin auch nach drei Stunden Diskussion, die am Ende in hochemotionalen Vorwürfen der Zuhörer gipfelte. Der Ministerpräsidentin war die Anspannung im Gesicht abzulesen.

Bruns sagte, Deutschland sei in Europa bald eine "Insel", weil es das einzige Land sei, in dem Homo-Ehen nicht möglich seien: "Ehe und Lebenspartnerschaft sind zwei Rechtsinstitute mit anderen Namen. Warum führt man die nicht zusammen?"

Kramp-Karrenbauer berief sich auf die Rechtsprechung des Bundesverfassungsgerichts, wonach die Ehe eine Partnerschaft von Mann und Frau sei: "Das ist die Grundvorstellung dessen, was unsere Gesellschaft ausmacht." Die andere Partnerschaft, die die gleichen Werte wie die Ehe lebe, aber auf Nachwuchs verzichten müsse, müsse Lebenspartnerschaft heißen. Bruns, der drei Kinder hat und sich vor drei Jahrzehnten als Homosexueller outete, wies die Püttlingerin darauf hin, dass es in den Ländern, die die Ehe für Homosexuelle geöffnet haben, keine Erkenntnisse darüber gebe, dass sich dies nachteilig auf das Ehebewusstsein der Bevölkerung ausgewirkt habe: "Ich habe noch nie gehört, dass sich Männer und Frauen von der Eheschließung abhalten lassen würden, nur weil Lesben und Schwule heiraten dürfen."

Zur Frage der Adoption sagte Kramp-Karrenbauer, es gebe ein "Bauchgefühl" der Leute, das sich in Meinungsumfragen artikuliere, dass Kinder mit Vater und Mutter besser aufwachsen würden. Da es dazu widersprüchliche Studien gebe, könnte es Aufgabe der Bundesregierung sein, mit einem Forschungsauftrag Sachlichkeit in die Debatte zu bringen.

Der 21-jährige Berliner Malte Czarnetzki, der zwei Mütter hat und bekannt ist aus einer "Anne Will "-Talkrunde, komplettierte das Podium und betonte, dass er sich für die Eltern, die er liebe, auch die Gleichheit vor dem Gesetz wünsche. Der 60-jährige Joachim Schulte aus dem Publikum forderte die Ministerpräsidentin auf: "Lassen Sie das mit den Minderheiten, jeder hat das gleiche Recht." Er betonte, der Paragraf 175, der schwule Kontakte unter Strafe stellte und erst 1994 abgeschafft wurde, habe jahrzehntelang verhindert, dass man als Homosexueller frei leben konnte. Er wolle nicht noch einmal so lange warten müssen.

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