Kraftvolle Worte brachten den Sieg

Saarbrücken · Der Jahrgang 2014 des Hans-Bernhard-Schiff-Preises erwies sich als besonders spannend. Alle Gewinner des Saarbrücker Literatur-Wettbewerbes erzählen packende Geschichten.

 Preisverleihung im Rathausfestsaal, von links: Daria Kramskaja, Sebastian Rouget und Eva Paula Pick. Foto: Oliver Dietze

Preisverleihung im Rathausfestsaal, von links: Daria Kramskaja, Sebastian Rouget und Eva Paula Pick. Foto: Oliver Dietze

Foto: Oliver Dietze

"Das diesjährige Motto des Hans-Bernhard-Schiff-Literaturpreises "Weil auf der Welt dauernd Unrecht geschieht" ist eine Punktlandung", sagte Joachim Schiff, Sohn des Namensgebers des renommierten Kulturpreises der Landeshauptstadt Saarbrücken bei der Preisverleihung am Mittwochabend im Rathausfestsaal. Der Vorsitzende des Beirats, der traditionsgemäß am Ende der Preisverleihung spricht, spannte den Bogen von der Klimakatastrophe und vom weltweiten Terror dieser Tage hin zu der Kraft des Wortes, die an diesem Abend gewürdigt wurde. Und die Worte der Preisträger sind tatsächlich kraftvoll. Es scheint sogar, als ob der Jahrgang 2014 des Hans-Bernhard-Schiff-Preises besonders spannend wäre. Sowohl die Geschichte der Preisträgerin Eva Paula Pick, als auch die Arbeiten der Förderpreisträger Daria Kramskaja und Sebastian Rouget, erzählen in einfachen Worten packende Geschichten, jeweils mit einem mehr oder weniger offenem Ende, das aber eine Tragödie erahnen lässt.

Eva Paula Pick schreibt bereits seit fast 30 Jahren. Von der studierten Germanistin, die heute in Kaiserslautern lebt, und die als Psychotherapeutin und Theaterpädagogin, aber auch als Clownin arbeitet, wurden bereits ein Gedichtband und Kurzgeschichten publiziert. Mit diesen Werken konnte sie auch andere Preisrichter überzeugen, "aber das hier ist mein erster Preis für ein Prosa-Werk und ich freue mich total", gesteht sie. Ihre Geschichte "Unter den Gleisen" verheimlicht ihre Affinität zur Lyrik nicht. Die Handlung ist sehr kurz, eigentlich beschreibt sie nur wenige Minuten im Alltag einer jungen Lehrerin der Nachkriegszeit, aber der fortwährende innere Monolog der Protagonistin lässt in Abgründe blicken. Myriam Sunnen, Mitglied der Jury, die den Hans-Bernhard-Schiff-Preis verleiht, brachte es in ihrer Laudatio auf den Punkt. "Ihre Geschichte ist ein eindrucksvolles Spiel mit der Sprache und auch ein Spiel mit der Literatur selbst."

Der Förderpreis wurde in diesem Jahr geteilt. Denn die Preisträger konnten beide die Jury, darunter Germanist Johannes Birgfeld und Archivar Hermann Gätje, überzeugen. Daria Kramskaja erzählt in ihrer Geschichte "Gaia" von einem gestürzten General und dessen Reaktion auf seinen Machtverlust. "Es ist das erste Mal, dass ich an einem Literaturwettbewerb teilgenommen habe, und ich habe gleich den Förderpreis gewonnen", erzählt die Studentin der Kunstgeschichte hocherfreut. Für Sebastian Rouget ist es ebenfalls der erste Preis, den er gewonnen hat, auch wenn er bereits im Jahr 2013 eine Arbeit beim Hans-Bernhard-Schiff-Preis eingereicht hatte. Seine Geschichte ist die längste des Abends und erzählt fast emotionslos von einem Menschen, der kurz hintereinander von zwei schweren Schicksalsschlägen getroffen wird. Eine kleine Überraschung des Abends war, dass die beiden Förderpreisträger, heute beide Studenten der Universität Trier , viel verbindet. Die jungen Leute studierten zuerst in Saarbrücken , lernten sich hier kennen, gingen gemeinsam in die Schreibwerkstatt des Saar-Lor-Lux-Literaturarchivs. Dass die beiden auch ein Paar sind, war der Jury nicht bekannt.

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