Kopftuch: Symbol für Unterdrückung der Frau?

Saarbrücken · Bei der SZ-Aktion „Zeitung macht Schule“ schreiben junge Leute über Themen, die ihnen wichtig sind. Reyhan-Milana Kocaman und Äya M. Zitouni, zwei muslimische Schülerinnen des Wirtschaftswissenschaftlichen Gymnasiums, besuchten Ministerpräsidentin Annegret Kramp-Karrenbauer in der Staatskanzlei und sprachen mit ihr über das Kopftuch im Islam.

 Annegret Kramp-Karrenbauer (M.) mit den beiden Autorinnen des Artikels. Foto: Marcus Septimus

Annegret Kramp-Karrenbauer (M.) mit den beiden Autorinnen des Artikels. Foto: Marcus Septimus

Foto: Marcus Septimus

Im Mai hatte Ministerpräsidentin Annegret Kramp-Karrenbauer in einem Interview der Paulinus-Wochenzeitung im Bistum Trier geäußert, die Kopftuchbedeckung sei ein "ambivalentes Symbol für die Unterdrückung der Frau".

Da wollten wir doch mal nachhaken. Äya hat sich eigenständig für und Milana gegen das Tragen eines Kopftuches entschieden. Auf Blättern, die wir mitgebracht hatten, stand: "Mein/Kein Kopftuch: Meine Wahl. Mein Recht. Meine Freiheit. Ein Teil meiner Identität." Nach einem freundlichen Empfang begann das Gespräch.

Aus der Sicht von Frau Kramp-Karrenbauer ist das Kopftuch "nicht nur ein eindeutiges religiöses Symbol, sondern ein ambivalentes Symbol". Auf die Frage hin, was sie genau unter "Unterdrückung der Frau" und "ambivalent" verstehe, entgegnete sie, dass es einerseits ein religiöses, freiwillig getragenes Symbol der islamischen Frau sei, andererseits gebe es viele muslimische Mädchen, die von ihren Eltern oder ihrer Familie gezwungen seien, ein solches zu tragen. In diesen Fällen "geht es um eine sehr traditionelle Vorstellung vom Verhältnis zwischen Mann und Frau". Letzteres könne sie kaum gutheißen.

Es sei also grundsätzlich schwer zu differenzieren, da es für viele Muslime ein Zeichen der Freiheit und Verbundenheit zu Allah sei, jedoch für Traditionalisten ein Zeichen der Einhaltung der Sitten und kulturellen Gebote.

Uns ist es wichtig zu sagen: "Laut dem Koran (Sure 2,256) gibt es ,keinen Zwang im Glauben‘. Muslime , für die der Islam und seine Bedeutung Teile ihrer Identität sind, benötigen eine gewisse Bereitschaft und geistliche Reife, um ihre Religion vollkommen und öffentlich, zum Beispiel durch das Tragen des Kopftuches, ausleben zu können und jeglichen Diskriminierungen und Vorurteilen standzuhalten."

Zur Frage, was ihre Sorgen seien, wenn Lehrerinnen mit Kopftuchbedeckung Schüler und Schülerinnen in deutschen Schulen unterrichten würden, antwortete sie: "Es liegt alles an dem Wort ,ambivalent'. Lehrer und Lehrerinnen haben sehr viel Verantwortung." Weiterhin bestünde die Gefahr, dass Lehrerinnen mit Kopftuchbedeckung Schüler und Schülerinnen beeinflussen. Eine Lehrerin mit Kopftuch könne beispielsweise eine Schülerin, die kein Kopftuch trägt, anders behandeln als eine mit Kopftuch.

Frau Kramp-Karrenbauer sagt, sie sei dagegen, religiöse Symbole wie das Kreuz, die Kippa oder das Kopftuch der Schüler und Schülerinnen aus der Schule zu verbannen.

,,Ich bin dafür, dass das Kreuz hängt, dass muslimische Schülerinnen zum Beispiel das Kopftuch und jüdische Schüler die Kippa tragen."Wir bedanken uns für ein aufschlussreiches Gespräch und hoffen auch, einige Missverständnisse beseitigt zu haben, da wir unseren Glauben ganz ohne Zwang ausleben möchten - ohne oder eben mit Kopftuch.

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