Saarbrücken. Lächelnd betritt Katharina Reichelt das Solisten-Podest. Es ist der erste große Auftritt der jungen Frau mit Down- Syndrom (SZ vom 10. Januar). In wenigen Sekunden wird sie vor mehreren hundert Zuhörern in der proppenvollen Johanneskirche spielen. Doch die 18-Jährige hat ihr Lampenfieber gut im Griff. Sie wirkt ruhig und konzentriert. Als der Begrüßungsapplaus endet, hebt Katharina Reichelt den Blick zu Dirigent Götz Hartmann, der der Cellistin und dem Deutsch-Französischen Instrumentalensemble den Einsatz gibt. Gleich mit dem ersten Melodiebogen hat Katharina Reichelt ihr Publikum gepackt. Kraftvoll und einfühlsam gibt sie dem Thema Gestalt, formt es aus lebendigen Klängen zu einem echten Charakter. Blumen für die CellistinDer erste Satz des Concertinos für Violoncello C-Dur von Jean Baptise Bréval in einer Orchesterfassung von Sabine Heimrich hat es in sich. Schnelle Läufe, Verzierungen und dynamische Differenzierungen stellen hohe Anforderungen an Katharina Reichelt, die von dem sensibel und zurückhaltend agierenden Deutsch-Französischen Instrumentalensemble begleitet und aufgefangen wird. Der letzte Ton ist verklungen, tosender Applaus bricht los für die junge Musikerin, die nach einer Verbeugung bescheiden die Bühne verlässt. Ihre langjährige Cello-Lehrerin Sabine Heimrich nimmt Katharina in Empfang und schickt sie ein zweites Mal nach vorne, wo sie strahlend einen großen Blumenstrauß entgegennimmt. Mit ihrem Konzert am Samstag hat Katharina Reichelt es sich selbst und anderen bewiesen: Auch mit Down-Syndrom kann man Außerordentliches leisten. Und sollte nicht müde werden, persönliche Höchstleistungen anzustreben. rae