Konzert mit Stimme, Orgel und Erstaunlichem

Riegelsberg · Roland Kunz, Bernd Wegener und Sebastian Benetello entführten die Konzertbesucher in unbekannte Gefilde. Jenseits von Zeit und Raum war es in der Kirche St. Josef mal betörend, mal verstörend, immer wunderbar.

Traumzeit in St. Josef. Countertenor Orlando (Roland Kunz), Klangkünstler Bernd Wegener und Organist Sebastian Benetello boten zur blauen Stunde in der Riegelsberger Pfarrkirche ein Raumerlebnis aus Stimme, Orgel und Erstaunlichem.

Früher, so sagt man, wären die Frauen vor Verzückung in Ohnmacht gefallen, wenn sie solch einen Gesang gehört hätten. Es klingt nämlich überirdisch schön und engelsgleich, wenn Männer mit hoher Stimme singen. Die Fähigkeit ist selten und wurde im Barock - Frauen durften damals nicht in Kirchen singen - durch Kastration erreicht.

Roland Kunz, Musiker und Radiomoderator aus Saarlouis, hat einen ganz eigenen Stil geprägt, er bringt Barockes mit Elementen aus Jazz und Pop zusammen, nennt es Newpast, neue Vergangenheit und entführt die Zuhörer in unbekannte Gefilde jenseits von Zeit und Raum.

Schätzungsweise 100 Besucher ließen sich auf die ungewöhnliche Erfahrung ein.

Da es um innere Klänge, um Empfindungen, ging, wird wohl jeder etwas anderes erlebt haben. "Ich war kurz in Tibet, mich hat die Musik bis in den Himalaya geführt", meinte beispielsweise Konzertbesucher Georg Weber. Andere wähnten sich bei Mönchen in mittelalterlichen Klöstern mit düsteren Gängen oder auf einer Wind umtosten Insel. In jedem Fall rief das Konzert eine Fülle von Bildern und Assoziationen herauf.

Altarraum, Seitenaltäre, Mittelgang, Pforte - der ganze Kirchenraum wurde bespielt. Wegener huschte mit langen Stäben, wie mit einem Reisigbesen in der Hand, rund um die Kirchenbänke und lächelte dabei so schelmisch, als wolle er den Belzebuben austreiben. Kleine Eisenringe tanzten und trillerten lustig über den Boden. Bedrohliches Scheppern kam von großen rostigen Teilen. Gläser, Trommel, Wasser und allerlei anderes spielte mit.

Hauchfeines Tontopfklappern erinnerte an fernes Kirchengeläut und wurde als Glockenspiel an der romantischen Haerpfer-Erman-Orgel fortgeführt. Sebastian Benetello präsentierte Oliver Messiaens "Erscheinung der ewigen Kirche". Der Holzboden unter den Bankreihen vibrierte und zitterte. Die Musik schwoll bedrohlich an.

Wenig später dann Orgel und Orlando, sanftes Rauschen und Gesang. Betörend und verstörend.

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