Kontrollblicke, die wütend machen

Saarbrücken · Demonstrativ hingeschaut auf Minderheiten wird kaum noch. Schon Kinder lernen früh, dass man andere Menschen nicht anglotzt. Eine tolerante, aufgeklärte Gesellschaft stiert nicht mehr auf Behinderte , Langhaarige, Dunkelhäutige, Exzentriker, Operierte, Uniformträger.

Es schleichen sich aber neue Arten von Blicken ein, vor allem ein subtiles Überwachen unter dem Vorwand, Korrektheit durchzusetzen. Helga Z. aus Saarbrücken leidet darunter. Sie ist 76 und inkomplett querschnittgelähmt, das heißt sie kann mit Gehhilfen langsam gehen. Sie kommt wie Anfang 60 daher und ist dank Sport agiler als manch junge Frau ohne Einschränkung.

Die Situation ist folgende: Wenn sie mit dem Auto einen Behindertenparkplatz anfährt, gucken die Leute genau hin, wer da kommt und ob er berechtigt ist, da hinzufahren. Helga Z. stört sich nicht grundsätzlich an der Teilhabe, schließlich kommt ihr das Bewusstsein für die richtige Benutzung von Sonderparkflächen zugute. Aber die Leute gucken halt nicht mehr weg, sie verlassen ihren "Beobachtungsposten" erst, wenn sie die Behinderte mit ihren Gehhilfen davongehen sehen - als ob selbst ernannte Hilfspolizisten einen Gnadenakt zu beaufsichtigen hätten.

"Auf diese Weise kontrolliert zu werden, macht mich manchmal wütend, auch traurig. Wie gerne würde ich auf diesen Parkplatz verzichten, wenn ich wieder normal laufen könnte", sagt Frau Z.

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